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DIE NACHT VON Freitag, 4. März 2005
Nachts, wenn die Senatorin erzählt ...
zaphodb, 00:35h
... oder noch immer keine Zweifel aus Hamburg in der "Welt" von heute nacht:
"Während der kleine, elitäre Gästekreis das köstliche Menü des Raffles Hotels Vier Jahreszeiten genoß, beleuchtete die Senatorin aus ihrer Perspektive ihre Vision für Hamburgs Sozialpolitik."
Sozialpolitik im Café Ole. Kein Scherz. Heißt so und wird von Onkel Darboven finanziert.
"Während der kleine, elitäre Gästekreis das köstliche Menü des Raffles Hotels Vier Jahreszeiten genoß, beleuchtete die Senatorin aus ihrer Perspektive ihre Vision für Hamburgs Sozialpolitik."
Sozialpolitik im Café Ole. Kein Scherz. Heißt so und wird von Onkel Darboven finanziert.
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Bankomat.
girl, 00:15h
Stets seltsam so tief in der Nacht noch in diesen Schalterräumen am Automaten Geld zu ziehen. Tagsüber geht es dort zu wie in einem Taubenschlag. Jetzt summen nur die Drucker und Geldautomaten. Draussen wirkt alles pechschwarz und man fühlt sich ein wenig wie auf einem hell erleuchteten Präsentierteller.
Die eigenen Schritte klingen merkwürdig laut, die Luft riecht nach Computern und Klimaanlage. Und Elektrizität. Unwillkürlich stellt sich die Frage, ob man gerade jetzt in der Sicherheitszentrale besonders gemustert wird. So mitten in der Nacht. Vielleicht extra auch auf den großen Monitor geschaltet. Wer weiß.
Jetzt nur nicht bei der Geheimzahl vertippen. Sicher ist das irgendwie mit der Video-Überwachung gekoppelt. Würde doch gerade jetzt noch viel mehr auffallen! 20, 50, 100 Euro? Draussen klopft es an die Scheibe. Freunde, die gestenreich darauf hinweisen, man solle sich doch bitteschön beeilen. Also 100. Keine Ahnung, was noch folgt und die Nacht hat ja eigentlich erst angefangen lustig zu werden. Und einmal zum Automaten reicht.
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Maus Mensch Keyboard Döner
donalphons, 23:03h
Später am Abend wird es nochmal richtig voll. Vorne wird mit gebrauchten Handies gehandelt, hinten können fünf Grüppchen gleichzeitig ins Netz. Um 11 Uhr herrscht dann Hochbetrieb, die Chats der türkischen Community glühen. Angeblich ist kein Tauschprogramm installiert, aber die Brenner sind laufend voll. Wer täglich kommt, kann Mengenrabatt erhalten. 50 Cent für eine Stunde bei Bleifuss-DSL, das ist billiger als eine eigene Flatrate.
Der Cay ist kostenlos, Cola und Essen kostet und kommt aus der Dönerbude nebenan. Hier lernen sie die Grundbegriffe des Netzes, gehen auf Entdeckungstour und lassen sich nebenbei noch schnell was Warmes holen. Döner natürlich, unschwer zu erkennen an den eingetürkischten Begriffen Knoblauchsosse und Kräutersosse.
Dann staunen sie wieder in die Monitore, wenn woanders in diesem ganz eigenen Netz etwas geschrieben wurde, diskutieren über Antworten, und wenn es beosonders laut wird, ist auf der anderen Seite wahrscheinlich eine Frau am Rechner. Es wird oft laut, nach 11 Uhr.
Der Cay ist kostenlos, Cola und Essen kostet und kommt aus der Dönerbude nebenan. Hier lernen sie die Grundbegriffe des Netzes, gehen auf Entdeckungstour und lassen sich nebenbei noch schnell was Warmes holen. Döner natürlich, unschwer zu erkennen an den eingetürkischten Begriffen Knoblauchsosse und Kräutersosse.
Dann staunen sie wieder in die Monitore, wenn woanders in diesem ganz eigenen Netz etwas geschrieben wurde, diskutieren über Antworten, und wenn es beosonders laut wird, ist auf der anderen Seite wahrscheinlich eine Frau am Rechner. Es wird oft laut, nach 11 Uhr.
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The last to go
donalphons, 06:42h
Kaputt sowieso, desolat, alles bröckelt, und während darüber noch Einigkeit herrscht, bröckelt auch schon die Sperrstunde rasant gegen 0 Uhr. Es ist gerade mal eins, und im 103 rauschen schon die Jalousien auf Halbmast runter. Drinnen wird gleich darauf hingewiesen, dass das die letzte Runde ist, sie machen heute früher zu. Allzu viel ist nicht mehr los - vielleicht hat ja der Armutsbericht manchen aufs Gemüt geschlagen, die jetzt zu Hause in ihren Bruchbuden sitzen und ihre aussichtslose Lage bekriseln.
Nach und nach tröpfeln die Gäste raus. Hinten im Eck hält sich noch ein knutschendes Paar, das sich sonst nichts mehr zu sagen hat. Allzu lang dauert es nicht, und sie gehen zu ihm oder zu ihr. Dann kommt eine dieser dünnen jungen Frauen, die bisher schon mal die eingeschweissten Speisekarten geputzt hat, und stellt alle Stühle hoch.
Kein Grund, jetzt wie ein Lemming in die kalte Nacht zu stürzen. Es wird schwer werden, noch was anderes zu finden, also bleibt es beim Pfefferminztee und der Weigerung, alle Signale des endenden Abends wahr zu nehmen. Es ist gut so, wie es ist, und was die anderen tun, spielt keine Rolle.
Irgendwann gegen 2 Uhr drehen sie die Lichter hoch, und beim Weg in die Dunkelheit der Winternacht ist sonst niemand mehr an den Tischen zu sehen. Die Kälte draussen verdrängt sofort alle Gedanken ausser dem einen, der wissen möchte, wo es jetzt in dieser schlafenden Hauptprovinzstadt noch einen letzten Tee gibt.
Nach und nach tröpfeln die Gäste raus. Hinten im Eck hält sich noch ein knutschendes Paar, das sich sonst nichts mehr zu sagen hat. Allzu lang dauert es nicht, und sie gehen zu ihm oder zu ihr. Dann kommt eine dieser dünnen jungen Frauen, die bisher schon mal die eingeschweissten Speisekarten geputzt hat, und stellt alle Stühle hoch.
Kein Grund, jetzt wie ein Lemming in die kalte Nacht zu stürzen. Es wird schwer werden, noch was anderes zu finden, also bleibt es beim Pfefferminztee und der Weigerung, alle Signale des endenden Abends wahr zu nehmen. Es ist gut so, wie es ist, und was die anderen tun, spielt keine Rolle.
Irgendwann gegen 2 Uhr drehen sie die Lichter hoch, und beim Weg in die Dunkelheit der Winternacht ist sonst niemand mehr an den Tischen zu sehen. Die Kälte draussen verdrängt sofort alle Gedanken ausser dem einen, der wissen möchte, wo es jetzt in dieser schlafenden Hauptprovinzstadt noch einen letzten Tee gibt.
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