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DIE NACHT VON Freitag, 4. März 2005
Giftgrün
donalphons, 23:50h
Dieses Grün hat mich von Anfang an irritiert, 1984 war das, und ich war zum ersten Mal in Berlin. Da gab es U-Bahn-Linien, die unter dem Ostteil der Stadt durchratterten, an zerfallenen Stationen vorbei, mit diesen matten, grünen Kacheln. Kann sein, dass sie noch aus den 20er Jahren stammen, aber für mich waren das die Kacheln der braunen Ära, es war luftschutzbunkergrün, kalt, geschmacklos, böse.
Wenn die Station dann restauriert wird, wie hier am Gesundbrunnen, legt man Wert auf den Originalzustand. Die Kacheln werden gereinigt und glänzen wie die Schuppen einer Giftschlange. Sehr funktional, und es muss ja nicht gefallen. Die Leute sollen schnell raus oder runter zu den Gleisen, nicht rumgammeln und stehen bleiben.
Das bleibt wohl immer so. Also ab zu den Gleisen, am Schmutz vorbei in die U-Bahn. 2 Stationen weiter ist man im Kulminationspunkt des Prenzlauer Bergs. Jede Location hat die Anfahrt, die sie verdient.
Wenn die Station dann restauriert wird, wie hier am Gesundbrunnen, legt man Wert auf den Originalzustand. Die Kacheln werden gereinigt und glänzen wie die Schuppen einer Giftschlange. Sehr funktional, und es muss ja nicht gefallen. Die Leute sollen schnell raus oder runter zu den Gleisen, nicht rumgammeln und stehen bleiben.
Das bleibt wohl immer so. Also ab zu den Gleisen, am Schmutz vorbei in die U-Bahn. 2 Stationen weiter ist man im Kulminationspunkt des Prenzlauer Bergs. Jede Location hat die Anfahrt, die sie verdient.
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Eine Nacht mit Angie und Edmund.
zaphodb, 23:47h
Ehe ich gleich noch auf der falschen Seite der Alster nachwandeln werde, noch ein bisschen Nachtsurfen (Ich verspreche, das nächste Mal geht es nicht um Politik. Und nicht um Jamba.) ...
Das Merkel und das Stoiber haben dem Schröder vorletzte Nacht einen Brief geschrieben, in dem sie einen tollen "Pakt für Deutschland" vorschlagen. Der ist so toll, dass ich mir ihn heute nacht gleich im Original durchlesen musste. Weil aber noch nicht alle Menschen die Politikersprache verstehen, gibt es nach jedem Punkt eine kleine Übersetzung.
1. Im Mittelpunkt steht die Senkung des Beitrages zur Arbeitslosenversicherung von 6,5 Prozent auf fünf Prozent noch in diesem Jahr. Dies ist seriös und solide finanzierbar ...
Wenn man alles streicht, was die Bundes-Anstalt außer Vorladen und Geld zahlen sonst noch tut. Ohne Weiterbildung und aktive Vermittlung geht es doch auch. Und das Beste: dann steigen die Arbeitslosenzahlen weiter, und wir gewinnen die Wahl.
2. Wir schaffen die rechtliche Grundlage für betriebliche Bündnisse für Arbeit. Damit erhalten die Betriebe die Voraussetzung, um flexibel auf unterschiedliche Entwicklungen an den Märkten reagieren zu können.
Das heißt: einfach weniger zahlen, als im Tarifvertrag steht, den man selber mal unterschrieben hat. Achtung Kids: Das geht leider nicht mit Jamba-Verträgen.
3. Wir sorgen dafür, dass Arbeitnehmer die Chance erhalten, ihren Job zu sichern, indem sie länger arbeiten dürfen, wenn Not am Mann ist ...
Also: Der Boss hat Not am Mann und lässt Tanja deshalb abends in seinem Büro länger 'arbeiten'. Das sichert ihren Job. Erinnert Euch: Alle NE-Unternehmen sind deshalb pleite gegangen, weil damals Überstunden streng verboten waren.
4. Wir stellen im Tarifvertragsgesetz klar, dass als Einstieg eine zehn prozentige untertarifliche Entlohnung möglich wird ...
Und das ist nur der erste Schritt. Jede anständige Diktatur kommt nämlich völlig ohne Tarifverträge aus.
5. Wir modernisieren das Kündigungsschutzrecht so, dass es vor allem im Mittelstand wieder mehr zu Einstellungen anregt - auch in unsicheren Konjunkturzeiten.
Nur wer morgen ohne Begründung wieder alle entlassen darf, wird heute zum Einstellen angeregt. Kost' ja nix.
6. Das Jugendschutzgesetz wird so gefasst, dass Betriebe mehr Möglichkeiten haben, jungen Menschen eine Chance für den Start ins Berufsleben zu geben.
Der indischen Wirtschaft hat es ja auch nicht geschadet, dass dort junge Menschen die Chance haben, unsere Teppiche zu knüpfen.
7. Wir fördern die Einstellung von Teilzeitkräften, indem bei allen Schwellenwerten Teilzeitbeschäftigte nur entsprechend ihrer Arbeitszeit berücksichtig werden.
Wer also statt einer Kraft 2 halbe einstellt, hat zwar 11, fällt aber trotzdem nicht unter das Kündigungsschutzgesetz. Gut, was? Halbtagskräfte sind eh nur halbe Menschen.
8. Wir bauen das Betriebsverfassungsgesetz so um, dass die betriebliche Mitbestimmung für alle Beteiligten kostengünstiger wird.
Betriebsräte kosten nämlich nur. Und Angestellte sind ja keine Beteiligten. Obwohl: deren Gehalt wird ohne Betriebsrat auch viel kostengünstiger.
9. Wir flexibilisieren das Arbeitszeitgesetz entsprechend dem EU-Recht und schaffen zugleich die rechtlich klaren Optionen für langfristige Arbeitszeitkonten.
Arbeitszeitkonten gibt es ja heute in keinem Tarifvertrag. Und Iren, Portugiesen und Slowaken wirken doch auch nicht unglücklich, oder?
10. Wir entlasten den Mittelstand, indem die Bestellungspflicht von Sicherheitskräften, Betriebsärzten und die Aufstellung von teuren Statistiken in Kleinbetrieben ausgesetzt wird.
In den Kohlegruben der Mandschurei gibt es so einen Schnickschnack ja auch nicht. Und das sind sogar Großbetriebe.
Dieser 'Pakt für Deutschland' ist kein Selbstzweck ...
Stimmt. Und sein Abo ist deutlich teurer als 4,99 im Monat. Schicke "stopmerkel" an 333333
Das Merkel und das Stoiber haben dem Schröder vorletzte Nacht einen Brief geschrieben, in dem sie einen tollen "Pakt für Deutschland" vorschlagen. Der ist so toll, dass ich mir ihn heute nacht gleich im Original durchlesen musste. Weil aber noch nicht alle Menschen die Politikersprache verstehen, gibt es nach jedem Punkt eine kleine Übersetzung.
1. Im Mittelpunkt steht die Senkung des Beitrages zur Arbeitslosenversicherung von 6,5 Prozent auf fünf Prozent noch in diesem Jahr. Dies ist seriös und solide finanzierbar ...
Wenn man alles streicht, was die Bundes-Anstalt außer Vorladen und Geld zahlen sonst noch tut. Ohne Weiterbildung und aktive Vermittlung geht es doch auch. Und das Beste: dann steigen die Arbeitslosenzahlen weiter, und wir gewinnen die Wahl.
2. Wir schaffen die rechtliche Grundlage für betriebliche Bündnisse für Arbeit. Damit erhalten die Betriebe die Voraussetzung, um flexibel auf unterschiedliche Entwicklungen an den Märkten reagieren zu können.
Das heißt: einfach weniger zahlen, als im Tarifvertrag steht, den man selber mal unterschrieben hat. Achtung Kids: Das geht leider nicht mit Jamba-Verträgen.
3. Wir sorgen dafür, dass Arbeitnehmer die Chance erhalten, ihren Job zu sichern, indem sie länger arbeiten dürfen, wenn Not am Mann ist ...
Also: Der Boss hat Not am Mann und lässt Tanja deshalb abends in seinem Büro länger 'arbeiten'. Das sichert ihren Job. Erinnert Euch: Alle NE-Unternehmen sind deshalb pleite gegangen, weil damals Überstunden streng verboten waren.
4. Wir stellen im Tarifvertragsgesetz klar, dass als Einstieg eine zehn prozentige untertarifliche Entlohnung möglich wird ...
Und das ist nur der erste Schritt. Jede anständige Diktatur kommt nämlich völlig ohne Tarifverträge aus.
5. Wir modernisieren das Kündigungsschutzrecht so, dass es vor allem im Mittelstand wieder mehr zu Einstellungen anregt - auch in unsicheren Konjunkturzeiten.
Nur wer morgen ohne Begründung wieder alle entlassen darf, wird heute zum Einstellen angeregt. Kost' ja nix.
6. Das Jugendschutzgesetz wird so gefasst, dass Betriebe mehr Möglichkeiten haben, jungen Menschen eine Chance für den Start ins Berufsleben zu geben.
Der indischen Wirtschaft hat es ja auch nicht geschadet, dass dort junge Menschen die Chance haben, unsere Teppiche zu knüpfen.
7. Wir fördern die Einstellung von Teilzeitkräften, indem bei allen Schwellenwerten Teilzeitbeschäftigte nur entsprechend ihrer Arbeitszeit berücksichtig werden.
Wer also statt einer Kraft 2 halbe einstellt, hat zwar 11, fällt aber trotzdem nicht unter das Kündigungsschutzgesetz. Gut, was? Halbtagskräfte sind eh nur halbe Menschen.
8. Wir bauen das Betriebsverfassungsgesetz so um, dass die betriebliche Mitbestimmung für alle Beteiligten kostengünstiger wird.
Betriebsräte kosten nämlich nur. Und Angestellte sind ja keine Beteiligten. Obwohl: deren Gehalt wird ohne Betriebsrat auch viel kostengünstiger.
9. Wir flexibilisieren das Arbeitszeitgesetz entsprechend dem EU-Recht und schaffen zugleich die rechtlich klaren Optionen für langfristige Arbeitszeitkonten.
Arbeitszeitkonten gibt es ja heute in keinem Tarifvertrag. Und Iren, Portugiesen und Slowaken wirken doch auch nicht unglücklich, oder?
10. Wir entlasten den Mittelstand, indem die Bestellungspflicht von Sicherheitskräften, Betriebsärzten und die Aufstellung von teuren Statistiken in Kleinbetrieben ausgesetzt wird.
In den Kohlegruben der Mandschurei gibt es so einen Schnickschnack ja auch nicht. Und das sind sogar Großbetriebe.
Dieser 'Pakt für Deutschland' ist kein Selbstzweck ...
Stimmt. Und sein Abo ist deutlich teurer als 4,99 im Monat. Schicke "stopmerkel" an 333333
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Nachtsound
booldog, 06:31h
Regarde, la nuit retient la terre
La lune est comme une prière
Doucement oscillent les lampadaires
Ce soir la terre retient la nuit
La lune est comme quand tu jouis
Notre ville est si vieille
Qu'elle a devenu amère
Que suis-je encore une bataille
Et que mon regard coule à l'envers?
Je veux que mes yeux se déploient
Et que mon visage s'éclaire
The Young Gods, "Fais la mouette"
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Endstation Deadline.
booldog, 05:47h
Text in Folgenächten.
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Schlafdruckwehmut
holgi, 05:32h
Zwischen 0300 und 0500 sei der Schlafdruck am grössten, sagte gestestern ein Schlafforscher der im Zusammenhang mit Fossets Weltumrundung ein Hörfunkintrview gab.
Seit vier Jahren stehe ich morgens in genau diesem Zeitraum auf. Als ich noch in Widrigshain gelebt habe um 0330 und seit einigen Monaten, nach meinem Umzug ins Westend um 0400.
Meine Peristaltik spielt verrückt, ich habe kaum Kreislauf und verliere immer wieder die Orientierung. Es ist einer der Zustände, die einen vergessen lassen, sich die Zähne zu putzen, obwohl der Geschmack im Mund so fahl ist, wie das Lich der Laternen auf dem verschneiten Pakplatz vor dem Haus.
Heute ist mein letzter Tag. Ich muss - bis auf weiteres - nie wieder so früh aufstehen, werde demnächst um diese Uhrzeit 'noch' wach sein und nicht 'schon'; und empfinde zu meiner Verblüffung so etwas wie Wehmut.
Seit vier Jahren stehe ich morgens in genau diesem Zeitraum auf. Als ich noch in Widrigshain gelebt habe um 0330 und seit einigen Monaten, nach meinem Umzug ins Westend um 0400.
Meine Peristaltik spielt verrückt, ich habe kaum Kreislauf und verliere immer wieder die Orientierung. Es ist einer der Zustände, die einen vergessen lassen, sich die Zähne zu putzen, obwohl der Geschmack im Mund so fahl ist, wie das Lich der Laternen auf dem verschneiten Pakplatz vor dem Haus.
Heute ist mein letzter Tag. Ich muss - bis auf weiteres - nie wieder so früh aufstehen, werde demnächst um diese Uhrzeit 'noch' wach sein und nicht 'schon'; und empfinde zu meiner Verblüffung so etwas wie Wehmut.
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Bowmore 16 Jahre
noergler, 05:30h
In der Nase faszinierend; dem Ardbeg nahe, eine ‚unabhängige’ Abfüllung von Whisky Galore, ebenfalls ein Islay. Süßes frisches Heidekraut. Da möchte man vor Ort ein junges schottisches Weib, äh, mal mit ihr ein Castle besíchtigen.
Leider hält der Mund nicht durch, was die Nase versprach. Im Geschmack ist er diffus. Sauteuer. Keine Kaufempfehlung.
Leider hält der Mund nicht durch, was die Nase versprach. Im Geschmack ist er diffus. Sauteuer. Keine Kaufempfehlung.
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Ardbeg ten
noergler, 04:59h
Es klingt kontradiktorisch, aber es ist so: Der At ist leicht und intensiv-komplex zugleich. Ein derartiges Kunststück vermag nur ein schottischer Single Malt.
Gestern abend besuchte mich ein Freund, der mir erklärte, daß gerade doch Blends überlegen wären, da deren kompositorisches Prinzip bereits per se dem Single-Konzept überlegen sei – für den Malthead Nörgler Grund genug, hier einen Clash of Civilizations wahrzunehmen. Ich gestand zu, daß der von ihm mitgebrachte Johnnie Walker black label (den red label wagte er aus guten Gründen nicht) durchaus trinkbar und seine 20 Euro wert ist.
Aber wie nun ihn demütigen, wie ihn so richtig mit seinem JW abkacken lassen?
Flachwichser wie Glendronach oder Scapa hätten ihn nicht überzeugt. Der Highland Park war gerade alle; der Laphroaig 15 Jahre, der in Klasse bis 70 Euro imho alles schlägt, war mir zu schade. Der Oban wäre für die geschmacklich-ästhetische Insuffizienz des Gastes zu schlapp gewesen. Der Lagavulin, dessen Komponenten wie Stahlsäulen nebeneinander stehen, hätte ihn überfordert.
Spohisticated war dar der Griff zum Ardbeg ten.
Er steht steht hell im Glas, woran man erkennt, daß er nicht mit Zuckerkulör nachgefärbt ist. Zum Thema Kulör werde ich mich auf dem entstehenden „Nörglers Whisky Blog“ eingehender äußern. Hierzu habe ich nicht nur meine eigene Meinung, sondern Expertisen von Whisky-Experten und Lebensmittechemikern eingeholt.
In der Nase ist der At bereits faszinierend: florale (Blüten-) und Zitrusnoten stehen zunächst im Vordergrund. Läßt man das Glas 10 Minuten stehen (das vom Wein bekannte Dekantieren ist oft auch beim Single Malt von Bedeutung), ergeben sich zusätzlich Holz- und Kaffetöne. See, Rauch und Torf sind eher verhalten, aber präsent.
Beim Trinken bestätigt sich das Florale. Torf- und Kaffeenoten treten hinzu; schließlich ist es Islay.
Abgang/Nachhaltigkeit: sehr lang (30 Minuten) Torf und Malz.
Nachdem wir nun, um auf das Besuchsthema zurückzukommen, den At gegen den Johnnie gesetzt hatten, war JW erledigt. Walker ward als Gesöff entlarvt, das nicht standhält. Der Besucher hatte die Lektion gelernt.
Gestern abend besuchte mich ein Freund, der mir erklärte, daß gerade doch Blends überlegen wären, da deren kompositorisches Prinzip bereits per se dem Single-Konzept überlegen sei – für den Malthead Nörgler Grund genug, hier einen Clash of Civilizations wahrzunehmen. Ich gestand zu, daß der von ihm mitgebrachte Johnnie Walker black label (den red label wagte er aus guten Gründen nicht) durchaus trinkbar und seine 20 Euro wert ist.
Aber wie nun ihn demütigen, wie ihn so richtig mit seinem JW abkacken lassen?
Flachwichser wie Glendronach oder Scapa hätten ihn nicht überzeugt. Der Highland Park war gerade alle; der Laphroaig 15 Jahre, der in Klasse bis 70 Euro imho alles schlägt, war mir zu schade. Der Oban wäre für die geschmacklich-ästhetische Insuffizienz des Gastes zu schlapp gewesen. Der Lagavulin, dessen Komponenten wie Stahlsäulen nebeneinander stehen, hätte ihn überfordert.
Spohisticated war dar der Griff zum Ardbeg ten.
Er steht steht hell im Glas, woran man erkennt, daß er nicht mit Zuckerkulör nachgefärbt ist. Zum Thema Kulör werde ich mich auf dem entstehenden „Nörglers Whisky Blog“ eingehender äußern. Hierzu habe ich nicht nur meine eigene Meinung, sondern Expertisen von Whisky-Experten und Lebensmittechemikern eingeholt.
In der Nase ist der At bereits faszinierend: florale (Blüten-) und Zitrusnoten stehen zunächst im Vordergrund. Läßt man das Glas 10 Minuten stehen (das vom Wein bekannte Dekantieren ist oft auch beim Single Malt von Bedeutung), ergeben sich zusätzlich Holz- und Kaffetöne. See, Rauch und Torf sind eher verhalten, aber präsent.
Beim Trinken bestätigt sich das Florale. Torf- und Kaffeenoten treten hinzu; schließlich ist es Islay.
Abgang/Nachhaltigkeit: sehr lang (30 Minuten) Torf und Malz.
Nachdem wir nun, um auf das Besuchsthema zurückzukommen, den At gegen den Johnnie gesetzt hatten, war JW erledigt. Walker ward als Gesöff entlarvt, das nicht standhält. Der Besucher hatte die Lektion gelernt.
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Fernsehprogramm
christian123, 04:36h
Notiz:
Die meiste Zeit ist das deutsche Fernsehen scheußlich, aber wenn man erst ab so zwei Uhr früh einschaltet und die Wiederholungen und die Musikkanäle und die Billig-Erotik auf den Sportkanälen und die Telephonier-Sendungen und sowieso alles, was zu so später Stunde live gesendet wird, ausblendet:
dann bleibt zwar immer noch viel Belangloses übrig,
doch die Chance, in diesem von seltsamsten Horror-und-Action-B-Filmen bis zu Alexander Kluge-Video-Compositing-Experimenten reichenden Rest, unter Abgeschobenem und Vertraglich-Erzwungenem und vielem, was zwar nicht völlig abseitig aber doch (auch wenn es vor einigen Jahrzehnten vielleicht mal als geldraffender Exploitation-Film geplant war) inzwischen hinreichend unverträglich mit Profitorientierung, Programmschemata und redaktionellen Einordnungsversuchen ist, um es wenn überhaupt dann eben außerhalb jeder quotenrelevanten Zeit auszustrahlen,
die Chance also, durch einen natürlich weiterhin nicht allzu häufigen Glücksmoment etwas verhältnismäßig Ungenormtes-Interessantes im TV zu finden, ist zu dieser Stunde doch am höchsten.
Und damit meine ich gar nicht mal, dass z.B. das ZDF jetzt gerade in dieser Sekunde scheinbar exemplarisch für diese Annahme etwas so Respektables wie "2001: A Space Odyssey" vielleicht zum ersten Mal im deutschen Fernsehen in *dieser* wunderschön restaurierten Fassung ausstrahlt, weil man sich offenbar zur Ausstrahlung des Filmes verpflichtet fühlt aufgrund seines kanonischen Gewichtes und weil Kubrick dank der Ausstellung in Berlin gerade im Trend liegt, ihn allerdings trotzdem nicht ernsthaft dem angenommenen deutschen Dummpublikum zu einer besseren Stunde zumuten möchte (wobei das ZDF bspw. im selben Geist auch schonmal zu ähnlicher Zeit unglaublicherweise derart Fernsehprogramminkompatibles wie "Koyaanisqatsi" zu senden wagte),
nein, viel mehr meine ich die obskuren Perlen, bei denen, weil es eine so unwichtige Zeit ist, der Programmverantwortliche keine nennenswerten Gedanken sich beim Hereinnehmen machen brauchte (und deshalb eigentlich ruhig vagesten Angaben zu Genre und Inhalt vertrauen konnte, wodurch dann spannende Unfälle geschehen könnten) und auf die auch keine Fernsehzeitung in einem (ja eigentlich ungewöhnlichen) kurzen Anflug bildungsbürgerlichen Sendungsbewusstseins aufmerksam machen würde, weil sie irgendwie als wichtig erachtet werden.
Neunundvierzig von fünfzig dieser Filme mögen trotzdem öde sein, aber der Rest ...
Den findet man im TV am ehesten ab zwei Uhr früh.
PS: Und um jetzt doch noch einmal auf "2001: A Space Odyssey" zurückzukommen: Wenn ich mich recht entsinne, habe ich den Film natürlich auch in so einem nachtwandlerischen Herumzappen zum ersten Mal gesehen, als ich noch sehr jung war und noch nie von Kubrick gehört hatte. Die Abseitigkeit der Uhrzeit gehörte damals beim einführenden ersten Filmerlebnis auf jeden Fall dazu. Irgendwie kann ein Film noch einmal zusätzlich in verquerer Weise dadurch gewinnen, dass man ihn zu einer Uhrzeit schaut, in der man von sich selbst gar nicht mehr erwartet, klar bei Verstand zu sein.
Die meiste Zeit ist das deutsche Fernsehen scheußlich, aber wenn man erst ab so zwei Uhr früh einschaltet und die Wiederholungen und die Musikkanäle und die Billig-Erotik auf den Sportkanälen und die Telephonier-Sendungen und sowieso alles, was zu so später Stunde live gesendet wird, ausblendet:
dann bleibt zwar immer noch viel Belangloses übrig,
doch die Chance, in diesem von seltsamsten Horror-und-Action-B-Filmen bis zu Alexander Kluge-Video-Compositing-Experimenten reichenden Rest, unter Abgeschobenem und Vertraglich-Erzwungenem und vielem, was zwar nicht völlig abseitig aber doch (auch wenn es vor einigen Jahrzehnten vielleicht mal als geldraffender Exploitation-Film geplant war) inzwischen hinreichend unverträglich mit Profitorientierung, Programmschemata und redaktionellen Einordnungsversuchen ist, um es wenn überhaupt dann eben außerhalb jeder quotenrelevanten Zeit auszustrahlen,
die Chance also, durch einen natürlich weiterhin nicht allzu häufigen Glücksmoment etwas verhältnismäßig Ungenormtes-Interessantes im TV zu finden, ist zu dieser Stunde doch am höchsten.
Und damit meine ich gar nicht mal, dass z.B. das ZDF jetzt gerade in dieser Sekunde scheinbar exemplarisch für diese Annahme etwas so Respektables wie "2001: A Space Odyssey" vielleicht zum ersten Mal im deutschen Fernsehen in *dieser* wunderschön restaurierten Fassung ausstrahlt, weil man sich offenbar zur Ausstrahlung des Filmes verpflichtet fühlt aufgrund seines kanonischen Gewichtes und weil Kubrick dank der Ausstellung in Berlin gerade im Trend liegt, ihn allerdings trotzdem nicht ernsthaft dem angenommenen deutschen Dummpublikum zu einer besseren Stunde zumuten möchte (wobei das ZDF bspw. im selben Geist auch schonmal zu ähnlicher Zeit unglaublicherweise derart Fernsehprogramminkompatibles wie "Koyaanisqatsi" zu senden wagte),
nein, viel mehr meine ich die obskuren Perlen, bei denen, weil es eine so unwichtige Zeit ist, der Programmverantwortliche keine nennenswerten Gedanken sich beim Hereinnehmen machen brauchte (und deshalb eigentlich ruhig vagesten Angaben zu Genre und Inhalt vertrauen konnte, wodurch dann spannende Unfälle geschehen könnten) und auf die auch keine Fernsehzeitung in einem (ja eigentlich ungewöhnlichen) kurzen Anflug bildungsbürgerlichen Sendungsbewusstseins aufmerksam machen würde, weil sie irgendwie als wichtig erachtet werden.
Neunundvierzig von fünfzig dieser Filme mögen trotzdem öde sein, aber der Rest ...
Den findet man im TV am ehesten ab zwei Uhr früh.
PS: Und um jetzt doch noch einmal auf "2001: A Space Odyssey" zurückzukommen: Wenn ich mich recht entsinne, habe ich den Film natürlich auch in so einem nachtwandlerischen Herumzappen zum ersten Mal gesehen, als ich noch sehr jung war und noch nie von Kubrick gehört hatte. Die Abseitigkeit der Uhrzeit gehörte damals beim einführenden ersten Filmerlebnis auf jeden Fall dazu. Irgendwie kann ein Film noch einmal zusätzlich in verquerer Weise dadurch gewinnen, dass man ihn zu einer Uhrzeit schaut, in der man von sich selbst gar nicht mehr erwartet, klar bei Verstand zu sein.
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frau_karla, 03:31h
nacht. und die kälte. seine wohnung so nah, doch wir harren aus, weil man die wärme des anderen nur noch in der kälte spürt. verwirrende dialoge (ich will seine vergangenheit nicht kennen), die man festhalten möchte und niederschreiben, für ein drehbuch vielleicht,
um sich seiner selbst in einer fünf meter hohen leinwandgroßaufnahme zu vergewissern. doch uns verfilmt niemand.
ich ertrage den sternenhimmel nicht. ich ertrage nicht, so weit in die vergangenheit sehen zu können.
um sich seiner selbst in einer fünf meter hohen leinwandgroßaufnahme zu vergewissern. doch uns verfilmt niemand.
ich ertrage den sternenhimmel nicht. ich ertrage nicht, so weit in die vergangenheit sehen zu können.
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Mit M. im Wohnzimmer
modeste, 02:06h
„Die treffen sich bestimmt das erste Mal.“, sage ich und deute mit dem Kopf auf ein Paar, das einander zugewandt an einem Fensterplatz sitzt. „Der ist mindestens zehn Jahre älter als sie.“, meint der M. und begutachtet den lockigen, massigen Enddreißiger im T-Shirt überm Langarmshirt, der raumgreifend gestikuliert. Sie sitzt ihm gegenüber, die Hand an den Hals gestützt, aschblond und glatthaarig und in einem Pullover, der keine Rückschlüsse auf ihren Körper erlaubt. Sie nickt ihm zu, lächelt und spricht kaum ein Wort.
Schräg gegenüber, auf einem Sofa, sitzt ein weiteres Paar. Sie ist üppig, Hals und Gesicht gehen weich ineinander über. Sie lacht ihn mit offenem Mund an, weicht zurück und beugt sich wieder zu ihm vor. Seine Frisur hat er keinesfalls in Mitte geschnitten bekommen, denn ihm fällt ein sorgfältig geschnittene Tolle ins Gesicht. Sein Hemd ist blau, und die Schuhe sehen nicht aus, als sei er zu Fuß gekommen. „Der ist nicht von hier.“, sagt M. „Zumindest noch nicht lange.“, gebe ich zurück.
Die dünne, blonde Pulloverfrau beugt sich weiter zu ihrem Begleiter. Dieser spricht immer weiter, begeistert sich, seine Hände beschreiben weite Bögen über seinem Kopf. Sie lächelt und nickt.
„Das wird heute nichts mehr.“, sage ich. „Bestimmt Praktikantin. Und er ist ihr Chef, und jetzt bekommt sie Skrupel.“, M. kennt sich aus. „Süddeutsche Unistadt.“, sage ich. Da gibt es haufenweise solche Frauen, die äußerst umweltbewusst sind und sich schrecklich anziehen.
Auf dem Sofa kommt man sich näher. Der Mann mit der Tolle hat seine Hand inzwischen am Handgelenk der lachenden Frau, er spricht mit hoher Intensität auf sie ein, und sie lacht und sagt ab und zu etwas, das nicht besonders ausführlich sein kann.
„Wieso sprechen eigentlich Männer beim Kennenlernen mehr als Frauen, und später dreht sich das Verhältnis um?“, M. schaut mich fragend an. „Keine Ahnung.“, sage ich. „Ich rede immer ziemlich viel, mich darf man da nicht fragen.“
Der Mann mit der regen Körpersprache beugt sich nun näher zu der blassen Blonden. Sie weicht zurück. Dann beugt sie sich doch vor, lehnt sich wieder zurück, und küsst ihn schließlich kurz. Ihre Hände hängen seitlich an ihrem Körper herunter. Das wird nichts heute nacht, und vielleicht sogar nie. Als sei sie befangen, nestelt sie eine ganze Weile an ihren goldfarbenen Creolen.
„Stimmt es eigentlich, dass man Frauen nie ins Haar fassen darf?“, fragt der M. „Wäre mir neu.“, sage ich und überlege, ob ich meiner Magenschleimhaut eine Zigarette zumuten kann.
Auf dem Sofa rückt man näher zusammen. Sie lächelt nun etwas versonnen, er redet immer noch. Mein Gott, denke ich, wenn der so weiter redet, haben die morgen früh alles durch, was der Kerl zu sagen hat. Seine Hand ruht auf ihrem Unterarm, als hätte er Angst, dass sie aufsteht und weglaufen könnte.
„Trinkst Du noch was?“, fragt der M. Ich schüttele den Kopf.
„Jetzt wüsste ich doch gern, was aus den Paaren geworden ist.“, sagt der M. später, als wir den Helmholtzplatz herunterlaufen. „Ich auch.“, sage ich und ziehe mir den Schal enger um den Hals.
Schräg gegenüber, auf einem Sofa, sitzt ein weiteres Paar. Sie ist üppig, Hals und Gesicht gehen weich ineinander über. Sie lacht ihn mit offenem Mund an, weicht zurück und beugt sich wieder zu ihm vor. Seine Frisur hat er keinesfalls in Mitte geschnitten bekommen, denn ihm fällt ein sorgfältig geschnittene Tolle ins Gesicht. Sein Hemd ist blau, und die Schuhe sehen nicht aus, als sei er zu Fuß gekommen. „Der ist nicht von hier.“, sagt M. „Zumindest noch nicht lange.“, gebe ich zurück.
Die dünne, blonde Pulloverfrau beugt sich weiter zu ihrem Begleiter. Dieser spricht immer weiter, begeistert sich, seine Hände beschreiben weite Bögen über seinem Kopf. Sie lächelt und nickt.
„Das wird heute nichts mehr.“, sage ich. „Bestimmt Praktikantin. Und er ist ihr Chef, und jetzt bekommt sie Skrupel.“, M. kennt sich aus. „Süddeutsche Unistadt.“, sage ich. Da gibt es haufenweise solche Frauen, die äußerst umweltbewusst sind und sich schrecklich anziehen.
Auf dem Sofa kommt man sich näher. Der Mann mit der Tolle hat seine Hand inzwischen am Handgelenk der lachenden Frau, er spricht mit hoher Intensität auf sie ein, und sie lacht und sagt ab und zu etwas, das nicht besonders ausführlich sein kann.
„Wieso sprechen eigentlich Männer beim Kennenlernen mehr als Frauen, und später dreht sich das Verhältnis um?“, M. schaut mich fragend an. „Keine Ahnung.“, sage ich. „Ich rede immer ziemlich viel, mich darf man da nicht fragen.“
Der Mann mit der regen Körpersprache beugt sich nun näher zu der blassen Blonden. Sie weicht zurück. Dann beugt sie sich doch vor, lehnt sich wieder zurück, und küsst ihn schließlich kurz. Ihre Hände hängen seitlich an ihrem Körper herunter. Das wird nichts heute nacht, und vielleicht sogar nie. Als sei sie befangen, nestelt sie eine ganze Weile an ihren goldfarbenen Creolen.
„Stimmt es eigentlich, dass man Frauen nie ins Haar fassen darf?“, fragt der M. „Wäre mir neu.“, sage ich und überlege, ob ich meiner Magenschleimhaut eine Zigarette zumuten kann.
Auf dem Sofa rückt man näher zusammen. Sie lächelt nun etwas versonnen, er redet immer noch. Mein Gott, denke ich, wenn der so weiter redet, haben die morgen früh alles durch, was der Kerl zu sagen hat. Seine Hand ruht auf ihrem Unterarm, als hätte er Angst, dass sie aufsteht und weglaufen könnte.
„Trinkst Du noch was?“, fragt der M. Ich schüttele den Kopf.
„Jetzt wüsste ich doch gern, was aus den Paaren geworden ist.“, sagt der M. später, als wir den Helmholtzplatz herunterlaufen. „Ich auch.“, sage ich und ziehe mir den Schal enger um den Hals.
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Schneeverwehungen
donalphons, 01:09h
3 mickrige Windstärken machen den Unterschied zwischen einer Winternacht und sibirischen Permafrost aus.
Und dann noch dieses fiese Licht, Marke geplatzter Atomreaktor.
Und dann noch dieses fiese Licht, Marke geplatzter Atomreaktor.
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