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DIE NACHT VON Dienstag, 8. März 2005
night shopping.
girl, 23:58h
Insomnia oder Nachtarbeit führen bekanntlich oft auch zum kleinen Hunger zwischendurch. Oder zu der verwerflich überteuerten Flasche Château "Harzgebirge". Wer hierzu nicht ein nettes Restaurant ohne Apothekenpreise ganz nachbarschaftlich zu seinen Freunden zählt oder aber ganz tief in der Nacht noch dieses Verlangen verspürt, ist zumeist auf die 24/7 Tanke seines Vertrauens reduziert.
Vorzugsweise nur solche ohne quäkenden Nachtschalter und Headset- bewaffneten Schüler. Ansonsten kommt es schnell zum peinlichen Rumgefuchtel vor der Glasscheibe, wenn besagter Jüngling in den Tiefen des Raums partout neben die eigentlich begehrten Leckereien greifen will.
Dann schon lieber das tatsächlich begehbare Vollsortiment mit angeschlossener Schockfrost-Croissanterie und nachts um 3h dem lieblich-widerlich leisem Gedudel der größten Hits der siebziger, achtziger und neunziger Jahre aus den verschämt versteckten Radiolautsprechern. Auch wenn man es dann schon wieder fast bereut hat, doch noch den Weg dorthin gewagt zu haben.
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Gestern. Heute. Morgen. Fließender Übergang.
unreal, 23:03h
Bin nach der Arbeit noch ins Filmforum gefahren und
habe mir dort den Film "The Machinist" angesehen.
Der Film ist unglaublich gut gemacht, in der heutigen
Mainstream-Zeit schon fast das, was man einen
Anachronismus nennen müsste.
In ruhigen, manchmal verschwommenen und
größtenteils monochrom wirkenden Bildern wird die
Geschichte von Trevor erzählt, der an
Schalfstörungen und - so scheint es -
Realitätsverlusten leidet.
Die am Anfang des Filmes auf einem Post-it gestellte
Frage "Who are you" zieht sich bis zum Ende
hindurch und wird zwischendurch auch eine Frage,
die sich der Betrachter des Filmes stellen sollte.
Who are you?
In einer Zeit, in der wir als einzelne Menschen immer
nur dann betrachtet werden, wenn es um Data-
Mining und Überwachung geht, wird die Frage
interessanter denn je. Abgesehen von der Industrie,
die genau wissen will, was meine Konsumbedürfnisse
sind und abgesehen vom Staat, der genau wissen
will, wie sehr ich ein potentielles Risiko für die
Sicherheit bin. Abgesehen von diesen beiden großen
Blöcken interessiert sich eigentlich niemand wirklich
für die Frage, wer ich bin. Wer Du bist.
Um so Individueller unsere Welt wird, um so mehr
versinken wir im Einheitsbrei. So wie das
immergleiche Gedudele der Handyklingeltöne, die
dank Individualisierungsgimmicks besser denn je zu
uns - und nur zu uns - passen und dabei dann genau
so blöde klingeln wie die Telefone Millionen anderer
Deppen auch.
Konsum? Ich kaufe Dinge, die ich weder will noch
brauche. Sicherheit? Kann man am besten erklären,
wenn man die Vorstellung projeziert, dass es bei
den "Volksvertretern" tatsächlich nicht um Menschen
geht, denen "unser" Wohl im Vordergrund steht -
sondern der persönliche Machterhalt. Also ihre
Sicherheit.
Beide "Gruppen" haben kein Interesse an "mündigen"
Bürgern, die ihren Kopf einsetzen können. Wir haben
nach ihrer Definition zu leben: Geburt, Schule,
Arbeit, Tod. Dazwischen je nach Gusto schafköpfiger
Konsument oder braver Bürger. Am liebsten beides.
Jeder Versuch, Dein Leben individuell zu gestalten,
Dich davon zu lösen, setzt Dich dem Risiko aus, als
Terrorist, als Gefahr für die Allgemeinheit betrachtet
zu werden. Isoliert zu werden, damit sich der
gefährliche Individualismus (der Echte!) nicht weiter
ausbreiten kann...
Zurück zu der Frage, wer Du bist. Wer bist Du? Setz
Dich hin und versuche, die Frage zu beantworten.
Wer bist Du, wenn Du nicht Kollege, Familienmitglied,
Religionsgruppenangehöriger oder sonst wer bist?
Wenn Du nur Du bist.
Das überaus gemeine an der Frage des Filmes ist ihre
Mehrdeutigkeit: das englische You drückt singular
und plural aus. Im Film wird das deutlich durch die
Ebenen, auf denen sich Trevor jeweils befindet,
bevor er auf die eine Ebene, in der die Zeit nur in
eine Richtung läuft, zurückfällt.
Und in der Wirklichkeit?
Betrachtet an mir, so bin ich Viele und seltenst nur
Einer. Geht es Dir da anders? Du bist Kollege,
Lebenspartner, Kind und Eltern. Halt nur nie Du
alleine.
Und so wandelt sich die Frage "Who are you" in
ein "Who am I" und die letztlich zu der alles
entscheidenden Frage:
"Am I?"
Ich muss los. Es ist noch was zu tun.
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Früh am Morgen
unreal, 06:53h
Duisburg, früher Morgen eines beliebigen Dienstag.
Alles wie an jedem Dienstag. Alles? Nein, eine
klitzekleine Kleinigkeit ist anders... meine Laune, die
ist besser als an den meisten anderen Dienstagen
der vergangenen Monate. Und wie die gute Laune
aus den Klüften meines Inneren, so scheint sich auch
die Sonne zwischen den Wolken hervor zu
kämpfen.... beide erfolgreich, wie es scheint...
Ich habe wieder eine Nacht mit sehr wenig Schlaf
hinter mir.... aber das ist nicht weiter tragisch, hatte
ich gestern dafür einen sehr schönen und
entspannten Abend, der mir unter anderem
Gespräche bescherte, die meine Stimmung erheblich
aufgebessert haben.
Eines davon war mit einer tollen Frau, die leider sehr
weit weg wohnt, sich aber einen festen Platz in
meiner Welt erobert hat. Und daher eigentlich nie
wirklich weit weg ist.
Wie sehr einen so ein Gespräch mit guten, echten
und ehrlichen Freunden aufbauen kann! Wie sehr es
angenehme Stimmung schaffen kann, trotz der
teilweise unerfreulichen und traurigen Dinge, über die
man redet...
Ich jedenfalls fühle mich gut und freue mich auf das,
was da kommen mag. Und wollte noch mal Danke
sagen. Danke, dass Du für mich da bist. Du gibst mir
sehr viel, mehr als ich Dir wahrscheinlich jemals
zurück geben kann.
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Im Westen nichts neues
gracian, 03:39h
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Die Gestik, die Respektlosigkeit...
maz, 03:15h
In 3SAT läuft gerade die Wiederholung einer alten österreichischen Diskussionsendung.
Ich denke Rudi Dutschke und Daniel Cohn-Bendit wären heute West-coast-Rapper.
...
Nein, geht es mir durch den Kopf, keine Eunuchen, also keine Blogger.
Ich denke Rudi Dutschke und Daniel Cohn-Bendit wären heute West-coast-Rapper.
...
Nein, geht es mir durch den Kopf, keine Eunuchen, also keine Blogger.
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Ob ich ihr Geld leihen kann
donalphons, 02:56h
Sie hat ihren Geldbeutel nicht dabei - Klar, sage ich, und wir gehen auf ihren Wunsch zu Burgerking, wo sie sich beim balkanstämmigen Foodmanager einen Countryburger und Pommes bestellt. Seine berufliche Freundlichkeit passt überhaupt nicht zum sonstigen Verhalten, das durch zu viel M-TV, Abteilung Hiphop begründet ist. Neben dem Schalter stehen Automaten, an denen man mit Premium-SMS angeblich sein Single-Dasein sofort beenden kann. Ein paar übergewichtige Kids starren auf Monitore, wo verhungerte Frauen die Ritualtänze des Konsumkults aufführen. Ich nehme nichts.
Ich bringe sie dann noch heim in ihre Wohnung hoch über dier Isar, wo sie das Zeug gedankenlos nebenbei in sich reinstopfen wird, über den Akten irgendwelcher Abzocker-Fonds, unter den Kristalllüstern und vielleicht auf einem Seidenteppich liegend, weil das Arbeitszimmer nach Besuch von der Steuerfahndung aussieht. Dann mache ich mich auf den Weg zurück in die Provinz.
Über die Brücke an der Erhardstrasse rüber nach Bogenhausen, wo die nackten Statuen sowas wie Geist und Gehirn vorgeben, kommen die Pulks der Vergnügungssüchtigen. Auch ein paar künstlich runtergeschlampte Wohlstandskinder, die ziemlich auffällig an den iPods rummachen, so wie sie vor einem Jahr vielleicht noch ihre Handyklingeltöne abgerufen haben. Wahrscheinlich sitzt in einem kalten Zimmerchen einer der alten Startupper und überlegt, wie man aus dieser Ersatzhandlung diesmal ein Geschäft machen kann, nachdem das mit dem Mobile Marketing nicht so der Brüller war.
Ein paar hundert Meter weiter komme ich an einer der typischen New-Eco-Kanzleien oder was davon übrig ist vorbei. Es ist Mitternacht, aber das Licht brennt noch in allen Räumen. Die haben wohl wieder was zu tun. Ich nicht, ich habe eigentlich schon wieder die Schnauze voll von der Area. Für manche ist es die nördlichste Stadt Italiens, für mich ist es immer noch ein moralisch bankrottes Trümmerfeld, auf dem vor allem Ratten und Unkraut gedeihen, und kein Pestizid wird das jemals ändern.
Wenigstens ist M-TV weg, das macht München schon wieder fast sympathisch, denke ich, als ich unter der Biedersteiner Brücke durch fahre, Richtung Norden, in die Provinz.
Ich bringe sie dann noch heim in ihre Wohnung hoch über dier Isar, wo sie das Zeug gedankenlos nebenbei in sich reinstopfen wird, über den Akten irgendwelcher Abzocker-Fonds, unter den Kristalllüstern und vielleicht auf einem Seidenteppich liegend, weil das Arbeitszimmer nach Besuch von der Steuerfahndung aussieht. Dann mache ich mich auf den Weg zurück in die Provinz.
Über die Brücke an der Erhardstrasse rüber nach Bogenhausen, wo die nackten Statuen sowas wie Geist und Gehirn vorgeben, kommen die Pulks der Vergnügungssüchtigen. Auch ein paar künstlich runtergeschlampte Wohlstandskinder, die ziemlich auffällig an den iPods rummachen, so wie sie vor einem Jahr vielleicht noch ihre Handyklingeltöne abgerufen haben. Wahrscheinlich sitzt in einem kalten Zimmerchen einer der alten Startupper und überlegt, wie man aus dieser Ersatzhandlung diesmal ein Geschäft machen kann, nachdem das mit dem Mobile Marketing nicht so der Brüller war.
Ein paar hundert Meter weiter komme ich an einer der typischen New-Eco-Kanzleien oder was davon übrig ist vorbei. Es ist Mitternacht, aber das Licht brennt noch in allen Räumen. Die haben wohl wieder was zu tun. Ich nicht, ich habe eigentlich schon wieder die Schnauze voll von der Area. Für manche ist es die nördlichste Stadt Italiens, für mich ist es immer noch ein moralisch bankrottes Trümmerfeld, auf dem vor allem Ratten und Unkraut gedeihen, und kein Pestizid wird das jemals ändern.
Wenigstens ist M-TV weg, das macht München schon wieder fast sympathisch, denke ich, als ich unter der Biedersteiner Brücke durch fahre, Richtung Norden, in die Provinz.
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