DIE NACHT VON Mittwoch, 25. Mai 2005
Eine dieser relativ milden Nächte, in denen ich, in meine alte Wolldecke eingewickelt, unter dem Fenster hocke, den Rücken an die Wand angelehnt, unter den Kniekehlen das Sofakissen, zwischen den Knöcheln den alten Teddy. Ich trinke heute nichts, weil nichts mehr da ist, aber ich rauche wieder. Eigentlich habe ich gar nicht aufgehört zu rauchen, nur kurzzeitig äußerlich, innerlich war ich niemals Nichtraucher.
Ich sitze also unter dem offenen Fenster und trotz Wolldecke friere ich, hin und wieder schüttelt es mich sachte, aber ich bilde mir ein, dass die Raucherei nur halb so wild ist, wenn ich den Qualm umgehend abziehen lasse. Ich sitze also hier und draußen auf der Strasse, vier Stockwerke unter mir, fährt eines dieser Autos mit diesem sagenhaft satten Motorenklang vorbei, untermalt von laut hämmerndem Beat; der Fahrer muss entweder das Fenster offen haben oder eine sehr gute Musikanlage sein eigen nennen, auf jeden Fall hat er widerstandsfähige Ohren – oder ist womöglich so gut wie taub. Das abklingende Geräusch, wenn das Auto in der Ferne verschwindet, hinterlässt in mir einen Mangel, eine Art Loch im Bauch, ein merkwürdiges Sehnen, ein lautloser Schrei der hinausgerufen wohl „Nimm mich mit!“ lauten würde. Als hätte ich ein Anrecht darauf gehabt und es in dem Moment verloren, in dem es mir nicht gelungen ist, den Wagen zu stoppen.
Früher dachte ich in solchen Situationen, es wäre ein bestimmter Ort, an den ich mich wünsche. Ich hatte Bilder vor Augen von Orten, an denen ich gerne sein würde, weil ich dort schon war, glücklich, unbekümmert, froh. Im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, dass der Ort keine Rolle spielt, denn egal wo ich mich befinde, ein nächtliches Motorengeräusch in absoluter Umgebungsstille verursacht mir ein Loch im Bauch und weckt dieses zerrende Sehnen in mir. Es ist kein Ort, es ist die Bewegung zu einem Ort, ganz einerlei wohin die Reise geht. Nicht festgefroren darauf warten, dass die Nacht ein Ende findet, sondern dem Morgen entgegen gehen, nein, nicht gehen, fahren, noch besser: rasen. Sich aus der eigenen Starre lösen und laufen, rennen, sich fortbewegen, der Dunkelheit entfliehen, sich selbst entfliehen, sich und seinen Gedanken.
Die Nacht wiegt immer schwerer als der Tag, am schwersten in den frühen Morgenstunden. Seltsam, aber die Zeit hat Gewicht, von Stunde zu Stunde ändert es sich. Die Zeitungsfrau klappert die Briefkästen ab und ich lausche in die Nacht hinaus, lege die Hand über das Loch in meinem Bauch und spüre das Gewicht der Stunde. „Nimm mich mit!“
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Für die, die irgendwie mit dem Politikbetrieb zu tun haben, werden die Nächte aber immer kürzer...
Scheiss Neuwahl.
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Was ist der Unterschied zwischen uniformen und nicht uniformen B-Splines?
Bei uniformen B-Splines ist das Intervall zwischen den einzelnen Knoten gleich groß, es ist in gleichen Intervallen in u verteilt. Dies ist bei nicht uniformen B-Splines nicht der Fall.
Und das und noch einiges mehr muss natürlich morgen abgegeben werden. Mal wieder zu spät angefangen - wie so immer....
Gute Nacht!
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