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DIE NACHT VON Donnerstag, 2. Juni 2005
22.02
asia, 00:01h
Herr W. zog in eine Wohnung im dritten Stock ein und es hat sich sofort herumgesprochen, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Er führe (so hörte man im Geschäft um die Ecke die dicke Verkäuferin amüsiert und verschwörerisch raunen), Selbstgespräche, und sei schon mehrmals in der Klapse gewesen. Er trug eine dicke Brille und duftete nach einem billigen Parfüm, das keiner sonst benutzte, da es einen fast ersticken ließ. Wir wohnten damals im vierten Stock, direkt über ihm, in deiner Wohnung mit zwei kleinen Zimmern und einer großen Küche, aus deren Fenster man den Fluss sehen konnte. Stets musste ich an der Tür von Herrn W. vorbei, die oft offen stand. Einen Einblick in seine Wohnung wollte ich nicht wagen. Schon im zweiten Stock fing ich an zu laufen, so dass ich in Sekundenschnelle vor unsere Tür gelangen konnte. An die Erleichterung kann ich mich noch heute erinnern, und auch an den etwas muffigen Geruch, der bei uns immer in der Luft schwebte.
Einmal konnten wir lange nicht einschlafen. Herr W. lief in seiner Wohnung herum, schlug mit einem Gegenstand gegen die metallenen Heizkörper und schrie etwas, das wir nicht verstehen konnten. Aber er muss endlich damit aufgehört haben, denn ich kann jetzt an nichts Besonderes denken, das am nächsten Tag passiert wäre. Eine Ewigkeit trennt mich von jener Zeit in S., der Zeit, wo man im Sommer im Fluss San noch baden konnte. Wir nahmen etwas zum Essen und lagen den ganzen Tag am Flussufer, unter stechender Sonne.
Einmal konnten wir lange nicht einschlafen. Herr W. lief in seiner Wohnung herum, schlug mit einem Gegenstand gegen die metallenen Heizkörper und schrie etwas, das wir nicht verstehen konnten. Aber er muss endlich damit aufgehört haben, denn ich kann jetzt an nichts Besonderes denken, das am nächsten Tag passiert wäre. Eine Ewigkeit trennt mich von jener Zeit in S., der Zeit, wo man im Sommer im Fluss San noch baden konnte. Wir nahmen etwas zum Essen und lagen den ganzen Tag am Flussufer, unter stechender Sonne.
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Geburtstagsfeier
modeste, 02:24h
Im Roten Salon ist es voll. Rechts von der Bühne sitzt der grandiose Volker Spengler und schaut sich auf der Leinwand als Elvira zu. Verdammt, denke ich, und überlege, welches Leben man geführt haben muss, um sich so zu verbrauchen, und bin ein bißchen neidisch auf den Wagemut, den ich nie aufgebracht habe, um statt dessen stets die Kehrtwende zurück von den Schlachtfeldern auf die luftigen Wiesen von Spiel und Unernst zu vollziehen. „Mir ist langweilig“, sagt mein Begleiter und zieht ein bißchen an meiner Zigarette. „Schlechte Schauspieler, miese Tonqualität,“, nörgelt es von rechts, und er rutscht ein wenig auf dem Sofa herum, von dem aus man ohnehin kaum etwas sieht.
„Das hast du nie verstanden.“, sage ich und trinke schales, bitteres Bier.
„Das hast du nie verstanden.“, sage ich und trinke schales, bitteres Bier.
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