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DIE NACHT VON Mittwoch, 24. Mai 2006
Chillen
booldog, 23:04h
In einem finsteren Winkel im dritten Stock, fernab der Bar, lehne ich gegen einen Heizkörper. Wie ich mit meiner völlig deplazierten Regenjacke (Opas Erbstück) aussehe, die ich aus Faulheit nicht abgegeben habe, frage ich mich längst nicht mehr. Mit "Jockel Fuchsberger in Das Mädchen von Hongkong" habe ich mich schnell zufrieden gegeben. Meinen Freund, der mich aus dem gemütlichen Kreuzberg herbeizitiert hat, habe ich längst irgendwo im Gewühl der Tanzfläche verloren. Egal. Als vorhin unser Taxi in der Sackgasse hielt, erfuhr ich immerhin in einem Nebensatz, daß ich für Teil zwei seiner Abendplanung nicht mehr vorgesehen war. Spindler und Klatt, Labelparty, Gästeliste, wichtig. Schon gut, denn jetzt war es ohnehin zu spät.
Eine kleine männliche Gestalt wankt zielstrebig auf mich zu.
Bitte nicht.
Es ist ein Italiener. Ich verstehe ihn nicht. Wo gibt es hier - was?
Gerade heute hatte ich einen grottensgchlecht übersetzten Roman in den Fingern, der Ausdrücke der englischen Clubkultur mit entsetzlich altbackenem 70er-Jahre Jargon wiedergibt, bei dem das Übersetzerpaar offenbar stehengeblieben ist.
Achso. Nicht Bienen. "Piel-län" will der gute Mann: "Wo gibt-e es hier Piel-län?"
Ich kann es ihm natürlich nicht sagen, aber meine anfängliche Reserviertheit ist verschwunden.
Sardinien.
Drei Jahre hier.
Am 30. zurück nach Hause.
Freut sich.
Er wisse nicht, ob es an seinen schlechten Sprachkenntnissen liegt. Aber er hätte in den drei Jahren hier kaum jemanden - hier muß ich jetzt raten: kennengelernt. Sich angefreundet. Irgendwie sowas. Jedenfalls seien in Berlin alle kalt.
(Barcelona als nächstes. Wenn es klappt.)
Spontan fällt mir Nabokov ein. Maschenka. Seine Exilantenzeit hier, bevor er nach Frankreich weiterzog. Er wird in späteren Lebensjahren damit prahlen, sich in seiner Berliner Zeit nie mit einem Deutschen angefreundet zu haben. Hm.
Ich gebe ihm Recht.
"Ja, sie sind kalt. Biet-ter kalt."
Ich gebe ihm einen freundlichen Klaps auf die Schulter, als sein Kumpel eintrifft, und wünsche ihm alles Gute. Es lohnt sich nicht mehr, ihn sprachlich zu korrigieren: bitter und kalt vertragen sich nicht.
Manche hier sind bitter. Und manche - kalt.
Als ich auf die Unterführung zusteuere, wünsche ich, ich hätte meine Kamera dabei, um den gelben Schriftzug "METRO" vor dem sommerlichen Morgenhimmel zu fotografieren.
Eine kleine männliche Gestalt wankt zielstrebig auf mich zu.
Bitte nicht.
Es ist ein Italiener. Ich verstehe ihn nicht. Wo gibt es hier - was?
Gerade heute hatte ich einen grottensgchlecht übersetzten Roman in den Fingern, der Ausdrücke der englischen Clubkultur mit entsetzlich altbackenem 70er-Jahre Jargon wiedergibt, bei dem das Übersetzerpaar offenbar stehengeblieben ist.
Achso. Nicht Bienen. "Piel-län" will der gute Mann: "Wo gibt-e es hier Piel-län?"
Ich kann es ihm natürlich nicht sagen, aber meine anfängliche Reserviertheit ist verschwunden.
Sardinien.
Drei Jahre hier.
Am 30. zurück nach Hause.
Freut sich.
Er wisse nicht, ob es an seinen schlechten Sprachkenntnissen liegt. Aber er hätte in den drei Jahren hier kaum jemanden - hier muß ich jetzt raten: kennengelernt. Sich angefreundet. Irgendwie sowas. Jedenfalls seien in Berlin alle kalt.
(Barcelona als nächstes. Wenn es klappt.)
Spontan fällt mir Nabokov ein. Maschenka. Seine Exilantenzeit hier, bevor er nach Frankreich weiterzog. Er wird in späteren Lebensjahren damit prahlen, sich in seiner Berliner Zeit nie mit einem Deutschen angefreundet zu haben. Hm.
Ich gebe ihm Recht.
"Ja, sie sind kalt. Biet-ter kalt."
Ich gebe ihm einen freundlichen Klaps auf die Schulter, als sein Kumpel eintrifft, und wünsche ihm alles Gute. Es lohnt sich nicht mehr, ihn sprachlich zu korrigieren: bitter und kalt vertragen sich nicht.
Manche hier sind bitter. Und manche - kalt.
Als ich auf die Unterführung zusteuere, wünsche ich, ich hätte meine Kamera dabei, um den gelben Schriftzug "METRO" vor dem sommerlichen Morgenhimmel zu fotografieren.
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