DIE NACHT VON Freitag, 4. März 2005
Fernsehprogramm
christian123, 04:36h
Notiz:
Die meiste Zeit ist das deutsche Fernsehen scheußlich, aber wenn man erst ab so zwei Uhr früh einschaltet und die Wiederholungen und die Musikkanäle und die Billig-Erotik auf den Sportkanälen und die Telephonier-Sendungen und sowieso alles, was zu so später Stunde live gesendet wird, ausblendet:
dann bleibt zwar immer noch viel Belangloses übrig,
doch die Chance, in diesem von seltsamsten Horror-und-Action-B-Filmen bis zu Alexander Kluge-Video-Compositing-Experimenten reichenden Rest, unter Abgeschobenem und Vertraglich-Erzwungenem und vielem, was zwar nicht völlig abseitig aber doch (auch wenn es vor einigen Jahrzehnten vielleicht mal als geldraffender Exploitation-Film geplant war) inzwischen hinreichend unverträglich mit Profitorientierung, Programmschemata und redaktionellen Einordnungsversuchen ist, um es wenn überhaupt dann eben außerhalb jeder quotenrelevanten Zeit auszustrahlen,
die Chance also, durch einen natürlich weiterhin nicht allzu häufigen Glücksmoment etwas verhältnismäßig Ungenormtes-Interessantes im TV zu finden, ist zu dieser Stunde doch am höchsten.
Und damit meine ich gar nicht mal, dass z.B. das ZDF jetzt gerade in dieser Sekunde scheinbar exemplarisch für diese Annahme etwas so Respektables wie "2001: A Space Odyssey" vielleicht zum ersten Mal im deutschen Fernsehen in *dieser* wunderschön restaurierten Fassung ausstrahlt, weil man sich offenbar zur Ausstrahlung des Filmes verpflichtet fühlt aufgrund seines kanonischen Gewichtes und weil Kubrick dank der Ausstellung in Berlin gerade im Trend liegt, ihn allerdings trotzdem nicht ernsthaft dem angenommenen deutschen Dummpublikum zu einer besseren Stunde zumuten möchte (wobei das ZDF bspw. im selben Geist auch schonmal zu ähnlicher Zeit unglaublicherweise derart Fernsehprogramminkompatibles wie "Koyaanisqatsi" zu senden wagte),
nein, viel mehr meine ich die obskuren Perlen, bei denen, weil es eine so unwichtige Zeit ist, der Programmverantwortliche keine nennenswerten Gedanken sich beim Hereinnehmen machen brauchte (und deshalb eigentlich ruhig vagesten Angaben zu Genre und Inhalt vertrauen konnte, wodurch dann spannende Unfälle geschehen könnten) und auf die auch keine Fernsehzeitung in einem (ja eigentlich ungewöhnlichen) kurzen Anflug bildungsbürgerlichen Sendungsbewusstseins aufmerksam machen würde, weil sie irgendwie als wichtig erachtet werden.
Neunundvierzig von fünfzig dieser Filme mögen trotzdem öde sein, aber der Rest ...
Den findet man im TV am ehesten ab zwei Uhr früh.
PS: Und um jetzt doch noch einmal auf "2001: A Space Odyssey" zurückzukommen: Wenn ich mich recht entsinne, habe ich den Film natürlich auch in so einem nachtwandlerischen Herumzappen zum ersten Mal gesehen, als ich noch sehr jung war und noch nie von Kubrick gehört hatte. Die Abseitigkeit der Uhrzeit gehörte damals beim einführenden ersten Filmerlebnis auf jeden Fall dazu. Irgendwie kann ein Film noch einmal zusätzlich in verquerer Weise dadurch gewinnen, dass man ihn zu einer Uhrzeit schaut, in der man von sich selbst gar nicht mehr erwartet, klar bei Verstand zu sein.
Die meiste Zeit ist das deutsche Fernsehen scheußlich, aber wenn man erst ab so zwei Uhr früh einschaltet und die Wiederholungen und die Musikkanäle und die Billig-Erotik auf den Sportkanälen und die Telephonier-Sendungen und sowieso alles, was zu so später Stunde live gesendet wird, ausblendet:
dann bleibt zwar immer noch viel Belangloses übrig,
doch die Chance, in diesem von seltsamsten Horror-und-Action-B-Filmen bis zu Alexander Kluge-Video-Compositing-Experimenten reichenden Rest, unter Abgeschobenem und Vertraglich-Erzwungenem und vielem, was zwar nicht völlig abseitig aber doch (auch wenn es vor einigen Jahrzehnten vielleicht mal als geldraffender Exploitation-Film geplant war) inzwischen hinreichend unverträglich mit Profitorientierung, Programmschemata und redaktionellen Einordnungsversuchen ist, um es wenn überhaupt dann eben außerhalb jeder quotenrelevanten Zeit auszustrahlen,
die Chance also, durch einen natürlich weiterhin nicht allzu häufigen Glücksmoment etwas verhältnismäßig Ungenormtes-Interessantes im TV zu finden, ist zu dieser Stunde doch am höchsten.
Und damit meine ich gar nicht mal, dass z.B. das ZDF jetzt gerade in dieser Sekunde scheinbar exemplarisch für diese Annahme etwas so Respektables wie "2001: A Space Odyssey" vielleicht zum ersten Mal im deutschen Fernsehen in *dieser* wunderschön restaurierten Fassung ausstrahlt, weil man sich offenbar zur Ausstrahlung des Filmes verpflichtet fühlt aufgrund seines kanonischen Gewichtes und weil Kubrick dank der Ausstellung in Berlin gerade im Trend liegt, ihn allerdings trotzdem nicht ernsthaft dem angenommenen deutschen Dummpublikum zu einer besseren Stunde zumuten möchte (wobei das ZDF bspw. im selben Geist auch schonmal zu ähnlicher Zeit unglaublicherweise derart Fernsehprogramminkompatibles wie "Koyaanisqatsi" zu senden wagte),
nein, viel mehr meine ich die obskuren Perlen, bei denen, weil es eine so unwichtige Zeit ist, der Programmverantwortliche keine nennenswerten Gedanken sich beim Hereinnehmen machen brauchte (und deshalb eigentlich ruhig vagesten Angaben zu Genre und Inhalt vertrauen konnte, wodurch dann spannende Unfälle geschehen könnten) und auf die auch keine Fernsehzeitung in einem (ja eigentlich ungewöhnlichen) kurzen Anflug bildungsbürgerlichen Sendungsbewusstseins aufmerksam machen würde, weil sie irgendwie als wichtig erachtet werden.
Neunundvierzig von fünfzig dieser Filme mögen trotzdem öde sein, aber der Rest ...
Den findet man im TV am ehesten ab zwei Uhr früh.
PS: Und um jetzt doch noch einmal auf "2001: A Space Odyssey" zurückzukommen: Wenn ich mich recht entsinne, habe ich den Film natürlich auch in so einem nachtwandlerischen Herumzappen zum ersten Mal gesehen, als ich noch sehr jung war und noch nie von Kubrick gehört hatte. Die Abseitigkeit der Uhrzeit gehörte damals beim einführenden ersten Filmerlebnis auf jeden Fall dazu. Irgendwie kann ein Film noch einmal zusätzlich in verquerer Weise dadurch gewinnen, dass man ihn zu einer Uhrzeit schaut, in der man von sich selbst gar nicht mehr erwartet, klar bei Verstand zu sein.
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pascalo,
Freitag, 4. März 2005, 04:45
nächtliches Fernsehn ...
als ich in Süddeutschland noch ne Glotze hatte, das bestand für mich immer aus vier grossartigen Sendungen:
1) Space Night
2) Flowmotion
3) Totaaal Extreeem
4) Die liveübertragung der HR Clubnight
Und ja, alle waren irgendiwe music-related
Besonders Jesus Backstage von Totaaal Extreeem mit seinen Partyeskapaden aus Ibiza hatte mir den Winter gründlich versaut, und hinterlässt doch die Verwunderung über eine Sendung in der offen angespielter Drogenkonsum ("MDMA" in fetten Lettern) einher geht mit einem Sendeplatz bei öffentlich rechtlich.
1) Space Night
2) Flowmotion
3) Totaaal Extreeem
4) Die liveübertragung der HR Clubnight
Und ja, alle waren irgendiwe music-related
Besonders Jesus Backstage von Totaaal Extreeem mit seinen Partyeskapaden aus Ibiza hatte mir den Winter gründlich versaut, und hinterlässt doch die Verwunderung über eine Sendung in der offen angespielter Drogenkonsum ("MDMA" in fetten Lettern) einher geht mit einem Sendeplatz bei öffentlich rechtlich.
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christian123,
Freitag, 4. März 2005, 04:53
Aaah, ja, Space Night gehört auch teilweise zu den "Perlen". Okay, das ist natürlich ein Sonderfall, weil ganz bewusst für diese abseitige Sendezeit produziert (und das werden ja auch etwa die Bahnfahrten, die ich nun ganz gewiss nicht meine) und nicht irgendwie "reingerutscht", aber den eigentümlichen Umherschalte-Mix, den man nachts erleben kann, bereichert es in jedem Fall.
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christian123,
Freitag, 4. März 2005, 04:58
Najaaa, das ist ja nur reines unkreatives Zeit-Füllen. Space Night bietet ja Musik, Harald Lesch, Perry-Rhodan-Gemälde und sonderbare Montagen dokumentarischen und künstlerischen Materials. Das finde ich persönlich viel interessanter als Kaminfeuer und Zugfahrt :-)
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