DIE NACHT VON Donnerstag, 10. März 2005
The Day After
unreal, 06:58h
Ich sitze am PC. Duschen wollte ich eigentlich, statt
dessen schreibe ich noch ein paar Zeilen.
Vor mir, dampfend, heiss, lecker eine Tasse Kaffee.
Wartend auf mich. Eine gute Freundin, die immer für
mich da ist. Mich niemals verlassen wird - solange
ich sie bezahlen kann. So funktioniert das heute.
Es war ein ziemlich langweiliger Abend. Ich war zu
Hause, alleine. Und so habe ich viel Zeit mit
Nachdenken und surfen im Internet verbracht.
Ich war einsam. Irgendwie. Ich weiss, was fehlte,
aber es liegt nicht in meiner Macht, daran was zu
ändern. Daher wird mich dieses Gefühl der Einsamkeit
weiter begleiten. Wer weiß wie lange noch. Nicht,
dass es eine Rolle spielen würde. Und nicht, dass die
Anrufe und SMS von Freunden wirklich diese
Einsamkeit hätten vertreiben können. Ich habe mich
über jeden einzelnen, der an mich gedacht hat, sehr
gefreut. Aber die Einsamkeit blieb. Das Gefühl, am
falschen Ort, im falschen Leben zu sein, blieb.
Eine Freundin meinte, ich würde irgendwie viel
unpersönlicher. Distanzierter. Kälter.
Ich kann nicht sagen, dass sie unrecht hat,
wahrscheinlich hat sie sogar sehr recht. Die Frage
ist, ob es die Kälte meiner Umgebung ist, die sich
hier wiederfindet. Oder ob es die Kälte ist, die seit
einiger Zeit in mir ist, von mir Besitz ergreift.
Vermutlich macht es nichtmal einen Unterschied. Die
Welt wird kälter und wir werden kälter. Eines bedingt
das andere. Jeder Versuch, etwas daran zu ändern,
scheint zum Scheitern verurteilt. Wir ärgern uns über
das Kleine und haben schon lange den Blick für das
Große, das Ganze verloren. Wir tranziliieren durch
das Leben, berauscht von den Medien und Drogen
verlieren wir immer mehr den Sinn für die Realität. Ein
rascher Blick auf die Realität läßt mich aber fragen,
ob das so schimm ist? Warum nicht die Welt durch
Drogen gleich welcher Art als angenehmer
wahrnehmen, als sie wirklich ist? Denn was wäre die
Alternative? Resignation und Suizid?
Gleich irgendwann werde ich mich mir selbst
widmen, mich fertig machen für den Tag. Frisch
rasiert, gut gekleidet, ein Lächeln wie eingemeißelt
im Gesicht. Rastlos durch das Leben streifend,
diesmal aber mit einem Ziel. Dem Ort der einsamen
Menschen, an dem sich heute die Ausgestoßenen der
Gesellschaft treffen werden. Nicht, dass sie es
wüßten, aber sie sind die Ausgestoßenen. Eine
Randerscheinung. Menschen ohne echtes Ziel und
ohne Heimat. Jeder von ihnen wird einen
entspannten Gesichtsausdruck haben und doch
innerlich zerrüttet sein. Ich verspreche ein Foto für
morgen.
Bei ihnen fühle ich mich wohl. Es sind Menschen wie
möglicherweise Du, sicherlich aber wie ich.
Menschen, die eigentlich alles haben und doch fehlt
ihnen etwas. Ein entscheidendes etwas. Nichts, was
man für Geld bekommen könnte. Etwas, das man nur
geschenkt bekommen kann. Und ist das nicht der
Sinn von Geschenken? Meine Oma hat immer gesagt:
"Ein Geschenk muss vom Herzen kommen"
Wie wahr. Wie wahr.
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