DIE NACHT VON Samstag, 26. März 2005
happy birthday
argh, 02:50h
knapp vor ostern, halb zwei uhr nachts. der geburtstag meiner großmutter fiel dieses jahr auf karfreitag. ich war nicht dort, 400 autobahnkilometer und eine diplomarbeit im nacken sind zwei gute gründe, das gewissen zu beruhigen - in der zeit, die ich heute mit dem vor-mir-her-schieben der diplomarbeit verbracht habe, hätte ich die strecke locker zwei mal fahren können und meine oma hätte sich gefreut. jedenfalls hätte sie mich in persona vielleicht besser verstanden als telefonisch mit ihrem schlechtjustierten hörgerät.
88 ist sie heute geworden. ihren mann im krieg verloren, ihre drei töchter, darunter meine mom, praktisch allein aufgezogen, und dann mal eben so nebenbei auch noch mehrere jahre lang für meine erziehung gesorgt, als ich in meiner kindergartenzeit bei ihr gelebt habe. geschadet hat es mir nicht, im gegenteil.
bis vor fünf jahren war sie topfit. an einem samstag, an dem ich sie besuchen wollte, um ihr -ironischerweise- den wohnungsschlüssel, den ich immer noch hatte, zurückzugeben, fand ich sie -nachdem sie nach meinem klingeln nicht öffnete, ich aber ja noch den schlüssel hatte- weinend in ihrem wohnzimmer sitzen, weil sie sich seit ein paar stunden zuvor so schlecht fühlte, daß sie kaum noch laufen konnte. und sich aus falschem stolz heraus nicht traute, jemanden anzurufen, bei den nachbarn zu klingeln oder sich wenigstens einzugestehen, daß da irgendwas nicht ganz richtig sein konnte. im nachhinein haben sie und die ärzte immer wieder davon gesprochen, daß ich ihr mit meinem besuch (und der verständigung des notarztes) wohl "das leben gerettet" hatte. wäre ich ein paar stunden später vorbeigekommen wären die auswirkungen des schlaganfalls nicht mehr so einfach zu reparieren gewesen. sie kam mit einer reha-behandlung und krankengymnastik davon.
seitdem ist "die moral der truppe" am boden, das spüre ich. sie geht nur noch widerwillig aus dem haus, ist wehleidig, lebens-müde. dankt mir immer wieder, auch jetzt noch, wenn wir uns sehen, "für damals". und hat dabei einen blick, als würde sie sich trotzdem gleich von der brücke stürzen wollen. sie ist nicht mehr glücklich. beendet gespräche mit "wir wissen ja nicht, ob wir uns nochmal sehen", schenkt (mir) ihre ersparnisse ("lieber mit warmen als mit kalten händen"), will nicht wahrhaben, daß sie mittlerweile eine ihrer töchter um hilfe bitten muß, wenn sie einkaufen gehen möchte - und ich merke, daß allein die existenz und notwendigkeit eines hörgeräts sie so sehr in ihrer ehre kränkt, daß sie statt dessen fast lieber nichts mehr hören möchte.
mittlerweile merke ich, daß sie recht haben könnte - ich fange mit ähnlichen gedankengängen an, nachdem ich sie besucht habe. was, wenn das jetzt das letzte mal war, daß ich sie gesehen habe? ich hatte noch nie einen todesfall in der näheren verwandtschaft. keine ahnung, wie ich mit sowas umgehen soll - und vor allem nicht, wenn es gerade meine oma trifft. die beste oma von allen. ungelogen. vor fünf jahren dachte ich noch, sie gehört zu den omas, die ewig leben werden (oder zumindest die 100 schaffen), mittlerweile weine ich fast nach telefonaten, bei denen sie (zu) lang gebraucht hat um zu hören, wer sie anruft.
zum kotzen ist das alles.
88 ist sie heute geworden. ihren mann im krieg verloren, ihre drei töchter, darunter meine mom, praktisch allein aufgezogen, und dann mal eben so nebenbei auch noch mehrere jahre lang für meine erziehung gesorgt, als ich in meiner kindergartenzeit bei ihr gelebt habe. geschadet hat es mir nicht, im gegenteil.
bis vor fünf jahren war sie topfit. an einem samstag, an dem ich sie besuchen wollte, um ihr -ironischerweise- den wohnungsschlüssel, den ich immer noch hatte, zurückzugeben, fand ich sie -nachdem sie nach meinem klingeln nicht öffnete, ich aber ja noch den schlüssel hatte- weinend in ihrem wohnzimmer sitzen, weil sie sich seit ein paar stunden zuvor so schlecht fühlte, daß sie kaum noch laufen konnte. und sich aus falschem stolz heraus nicht traute, jemanden anzurufen, bei den nachbarn zu klingeln oder sich wenigstens einzugestehen, daß da irgendwas nicht ganz richtig sein konnte. im nachhinein haben sie und die ärzte immer wieder davon gesprochen, daß ich ihr mit meinem besuch (und der verständigung des notarztes) wohl "das leben gerettet" hatte. wäre ich ein paar stunden später vorbeigekommen wären die auswirkungen des schlaganfalls nicht mehr so einfach zu reparieren gewesen. sie kam mit einer reha-behandlung und krankengymnastik davon.
seitdem ist "die moral der truppe" am boden, das spüre ich. sie geht nur noch widerwillig aus dem haus, ist wehleidig, lebens-müde. dankt mir immer wieder, auch jetzt noch, wenn wir uns sehen, "für damals". und hat dabei einen blick, als würde sie sich trotzdem gleich von der brücke stürzen wollen. sie ist nicht mehr glücklich. beendet gespräche mit "wir wissen ja nicht, ob wir uns nochmal sehen", schenkt (mir) ihre ersparnisse ("lieber mit warmen als mit kalten händen"), will nicht wahrhaben, daß sie mittlerweile eine ihrer töchter um hilfe bitten muß, wenn sie einkaufen gehen möchte - und ich merke, daß allein die existenz und notwendigkeit eines hörgeräts sie so sehr in ihrer ehre kränkt, daß sie statt dessen fast lieber nichts mehr hören möchte.
mittlerweile merke ich, daß sie recht haben könnte - ich fange mit ähnlichen gedankengängen an, nachdem ich sie besucht habe. was, wenn das jetzt das letzte mal war, daß ich sie gesehen habe? ich hatte noch nie einen todesfall in der näheren verwandtschaft. keine ahnung, wie ich mit sowas umgehen soll - und vor allem nicht, wenn es gerade meine oma trifft. die beste oma von allen. ungelogen. vor fünf jahren dachte ich noch, sie gehört zu den omas, die ewig leben werden (oder zumindest die 100 schaffen), mittlerweile weine ich fast nach telefonaten, bei denen sie (zu) lang gebraucht hat um zu hören, wer sie anruft.
zum kotzen ist das alles.