DIE NACHT VON Montag, 28. März 2005
"Fährst du über die Feiertage?"
modeste, 01:16h
Das ganze Jahr sind sie cool in Berlin und schwenken ihre Haare in glänzender Einsamkeit durch die Clubs der Stadt. Nahen aber Feiertage, so leeren sich die Straßen, und außer denjenigen, deren Familie völlig außerhalb jeder Reichweite in weit entfernten Gefilden wohnt, strebt alle Welt zuerst den Bahnhöfen oder Flughäfen zu, und anschließend irgendwelchen elenden Käffern, in denen Mutti höchstpersönlich erst den Karfreitagsfisch und dann den österlichen Lammbraten in die Pfanne haut.
Durchaus interessant, welche familiären Abgründe sich anlässlich solcher Ereignisse auftun. Ein leicht verkommener und in einschlägigen Kreisen berüchtigter DJ aus den weiter entfernten Sphären meines Bekanntenkreises soll etwa daheim im Schwabenländle den väterlichen Gottesdienst mit Orgelmusik begleiten. Eine alerte Beraterin mit den am besten entwickelten Ellenbogen östlich des Rheins traut sich nicht zu bleiben, weil ihre Großmutter sonst vielleicht weint.
Und so fahren sie alle dahin, die nicht durch dringende Arbeit, familiäre Zerwürfnisse oder tausende Kilometer von ihren Lieben getrennt sind. Im Gegenzug füllt sich die Stadt mit Familien aus der tiefsten Provinz, die, Vater, Mutter und zwei Kinder, über die Kastanienallee laufen und nach den verheißenen Künstlern Ausschau halten. Ist das schmutzig, denkt die Mama, und der Vater betrachtet mit Hohn die beuligen alten Wagen. Cool, denkt nur der siebzehnjährige Sohn, und träumt von einer WG in Friedrichshain und einer immerwährenden Party.
Aber Ostern wird er nach Hause fahren.
Durchaus interessant, welche familiären Abgründe sich anlässlich solcher Ereignisse auftun. Ein leicht verkommener und in einschlägigen Kreisen berüchtigter DJ aus den weiter entfernten Sphären meines Bekanntenkreises soll etwa daheim im Schwabenländle den väterlichen Gottesdienst mit Orgelmusik begleiten. Eine alerte Beraterin mit den am besten entwickelten Ellenbogen östlich des Rheins traut sich nicht zu bleiben, weil ihre Großmutter sonst vielleicht weint.
Und so fahren sie alle dahin, die nicht durch dringende Arbeit, familiäre Zerwürfnisse oder tausende Kilometer von ihren Lieben getrennt sind. Im Gegenzug füllt sich die Stadt mit Familien aus der tiefsten Provinz, die, Vater, Mutter und zwei Kinder, über die Kastanienallee laufen und nach den verheißenen Künstlern Ausschau halten. Ist das schmutzig, denkt die Mama, und der Vater betrachtet mit Hohn die beuligen alten Wagen. Cool, denkt nur der siebzehnjährige Sohn, und träumt von einer WG in Friedrichshain und einer immerwährenden Party.
Aber Ostern wird er nach Hause fahren.
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strappato,
Montag, 28. März 2005, 01:55
... und Weihnachten auch. Sind halt die wichtigsten christlichen Feiertage. 1600 Jahre Christentum in Deutschland prägen die Gesellschaft.
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strappato,
Montag, 28. März 2005, 02:10
Erbengeneration. Man will es sich ja nicht verscherzen.
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engl,
Montag, 28. März 2005, 02:41
haare spalten
zu hause - nach hause, was für eine vertrackte vokabel...
ich erinnere mich an die folgenschwere äußerung meinem vater gegenüber, dem ich seinerzeit sagte, ich wäre gegen acht zu hause, er könne mich dann abholen. gemeint war, daß er dann zu mir kommen sollte, um mich mitzunehmen zu meiner mutter, was ehemals unser aller zu hause gewesen war, um dort vielleicht den geburtstag meines bruders zu begehen. ich weiß nicht mehr. mein vater fuhr aufgrund dieser zwiespältigen terminologie jedoch direkt zu meiner mutter, was in der folge zu schwerwiegenden haarspaltereien geführt hat, die ich hier nicht weiter erläutern mag.
langer rede, kurzer sinn: ich bin zu ostern als auch zu weihnachten natürlich zu hause, wie immer. also, ich bin hier, da wo ich immer bin. wo ich zu hause bin eben. wo denn sonst?
ich erinnere mich an die folgenschwere äußerung meinem vater gegenüber, dem ich seinerzeit sagte, ich wäre gegen acht zu hause, er könne mich dann abholen. gemeint war, daß er dann zu mir kommen sollte, um mich mitzunehmen zu meiner mutter, was ehemals unser aller zu hause gewesen war, um dort vielleicht den geburtstag meines bruders zu begehen. ich weiß nicht mehr. mein vater fuhr aufgrund dieser zwiespältigen terminologie jedoch direkt zu meiner mutter, was in der folge zu schwerwiegenden haarspaltereien geführt hat, die ich hier nicht weiter erläutern mag.
langer rede, kurzer sinn: ich bin zu ostern als auch zu weihnachten natürlich zu hause, wie immer. also, ich bin hier, da wo ich immer bin. wo ich zu hause bin eben. wo denn sonst?
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