DIE NACHT VON Freitag, 3. Juni 2005
evasive, 02:46h
Ein paar Meter weiter kommt diese Kurve, keine Haarnadelkurve, aber fast. Früher standen auch in der Kurve Bäume am Strassenrand, ein wenig zurückversetzt, aber doch noch nah genug.
Die grossen, wunderschönen Linden gibt es jetzt nicht mehr. Nachdem man dort oft genug zusammengefaltete Autos abgepflückt hat, gingen einige von alleine ein und der Rest wurde gefällt. Ich hing auch schon an dieser Stelle im, neee, am Baum. Wie es dazu kam, ist eine lange Geschichte, eine, die nicht in der Nacht erzählt werden sollte und dieser Tage schon gar nicht (eigentlich gibt es keine richtigen Tage dafür, vielleicht ein sonniger Winternachmittag mit einem Becher Kakao und bei laufendem Fernseher, Trickfilm oder so was). Ich habe eine Absicht immer abgestritten, aber geglaubt hat mir niemand - ausser ich mir selbst, nach einiger Zeit und unzähligen Beteuerungen.
Ich erinnere mich nur vage daran, was nach dem Crash passiert ist. Irgendwann ein Krankenwagen, Sanitäter, dann die Fahrt mit Blaulicht und Martinshorn. Im Krankenhaus habe ich mich geweigert, die Augen zu öffnen, zu sprechen. Ich habe nicht einmal zugehört, die Worte waren ein Singsang, das mich nichts anging. "Schockzustand", hiess es später und ich habe nur still genickt. Lange Zeit konnte ich danach kein Auto fahren, auf dem Beifahrersitz sitzen ja, aber selber fahren, nein. Hätte ich nicht schon so viel getrunken, würde ich heute nacht hinfahren und mir die Stelle anschauen. Keine Bäume mehr. Ein verblühtes Rapsfeld. Vielleicht würde ich die Augen eines Fuches aufglühen sehen. Oder ein Käuzchen schreien hören.
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