DIE NACHT VON Samstag, 5. März 2005

Inzwischen haben sie auch ein Schaufenster des Ladens leer geräumt, um Tische und Bänke reinzustellen. Früher oder später werden sie vielleicht auch Nachts öffnen, oder aus dem Imbiss ein richtiges Restaurant machen. Für alle, denen auch vor dem Schlafengehen die kalorienhaltige Kost des Mandarin-China, ganz ohne Glutamat, nichts ausmacht.
In München, im Morizz, gab es das auch schon mal - da wurde aus einem Take-Away gegenüber der Lieferant eines phantastischen Clubs, und der take-Away selbst zu einem der besten Lokale der Stadt.
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Mein Freund H. hat ein kleines Hotel in der
"Provinz Ostwestfalen".
Da so ein Hotel gut geführt sein will, hat H.
oft lange Arbeitstage und somit wenig
Freizeit. Wenn es ihm mal gelingt, einen
oder sogar mehrere Tage frei zu bekommen, dann
heißt es für ihn unter Umständen: "Erstmal weg hier!".
Dann besucht er alte Freunde und Bekannte und erholt
sich von seinem Hotelierdasein.
So passiert es, daß er auch hier in Bierstadt
auftaucht, um mir einen Besuch abzustatten.
Wenn es ein Kurzbesuch ist, ein Abend also, beginnt
der immer sehr ruhig. Ein Besuch im benachbarten
Literatur-Café, eine schöne Filmvorführung oder
ein gutes Essen in einem ausgesuchten Restaurant.
Anschließend führe ich H. durch die neuen Lokale der Stadt.
Als Gastronom will H. natürlich sehen, was sich in
diesem Bereich so tut.
(By the way: Natürlich sind wir zu Fuß unterwegs,
"Sportmänner wie wir, Wicküler Bier")
Richtig interessant wird aber immer der Heimweg.
Zumindest dann, wenn wir uns so weit von meinem
Stadtviertel entfernt haben, das wir durch die halbe
Stadt zurück müssen.
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Draussen schneit es wieder leicht und versaut den Nachtschwärmern den Abend oder schlimmer noch die Frisur. Der Tiergarten kriegt ein neues weisses Kleid und die Siegessäule im Zentrum verschwindet in der Spitze in den tiefliegenden Wolken.
1938/39 wurde das "Denkmal" im Rahmen der Umgestaltung der „Reichshauptstadt Germania“ auf den sogenannten Großen Stern im Tiergarten verpflanzt. Seitdem steht es dort und leuchtet jede Nacht zum Gedenken vergessener Schlachten. Und weil das alles in Vergessenheit geraten ist, hat der Berliner natürlich auch einen putzigen Kosenamen für dieses Ding erfunden: Goldelse.
Aber der Berliner war schon immer in der Mehrheit eher von schlichtem Gemüte.
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Von Weitem ein Kreischen, dann biege ich in meine Straße ein. Schneeflocken suchen sich ihren Weg auf den Boden, langsam, bedächtig. Ich laufe langsamer, passe mich ihrem Tempo an. Beobachte, wie sie sich sanft auf meinem schwarzen Mantel niederlassen. Ruhe.
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Nun wird gezockt, dem Vermieter der gottverflucht (un)verhaltnismaessig teuren Maisonette-Wohnung habe ich zugesagt. Ab in die Grossstadt.
Das Haus im Gruenen bleibt zum Rueckzug bestehen. Zumindest fuer das erste halbe Jahr.
Ein Zugestaendnis zugunsten der zwei Wohnsitze musste sein: das fast sicher geglaubte SL 107er Hard-Top (Bj. 81) in slimegold wird jemand anders den Fruehling versuessen, stattdessen nun ein A8 (7.000€ Differenz) der vorletzten Baureihe mein Ego durch die Strassenschluchten wuchten.
Ich werde sie jagen.
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i can´t get no sleep
DIE NACHT VON Freitag, 4. März 2005

Wenn die Station dann restauriert wird, wie hier am Gesundbrunnen, legt man Wert auf den Originalzustand. Die Kacheln werden gereinigt und glänzen wie die Schuppen einer Giftschlange. Sehr funktional, und es muss ja nicht gefallen. Die Leute sollen schnell raus oder runter zu den Gleisen, nicht rumgammeln und stehen bleiben.
Das bleibt wohl immer so. Also ab zu den Gleisen, am Schmutz vorbei in die U-Bahn. 2 Stationen weiter ist man im Kulminationspunkt des Prenzlauer Bergs. Jede Location hat die Anfahrt, die sie verdient.
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Das Merkel und das Stoiber haben dem Schröder vorletzte Nacht einen Brief geschrieben, in dem sie einen tollen "Pakt für Deutschland" vorschlagen. Der ist so toll, dass ich mir ihn heute nacht gleich im Original durchlesen musste. Weil aber noch nicht alle Menschen die Politikersprache verstehen, gibt es nach jedem Punkt eine kleine Übersetzung.
1. Im Mittelpunkt steht die Senkung des Beitrages zur Arbeitslosenversicherung von 6,5 Prozent auf fünf Prozent noch in diesem Jahr. Dies ist seriös und solide finanzierbar ...
Wenn man alles streicht, was die Bundes-Anstalt außer Vorladen und Geld zahlen sonst noch tut. Ohne Weiterbildung und aktive Vermittlung geht es doch auch. Und das Beste: dann steigen die Arbeitslosenzahlen weiter, und wir gewinnen die Wahl.
2. Wir schaffen die rechtliche Grundlage für betriebliche Bündnisse für Arbeit. Damit erhalten die Betriebe die Voraussetzung, um flexibel auf unterschiedliche Entwicklungen an den Märkten reagieren zu können.
Das heißt: einfach weniger zahlen, als im Tarifvertrag steht, den man selber mal unterschrieben hat. Achtung Kids: Das geht leider nicht mit Jamba-Verträgen.
3. Wir sorgen dafür, dass Arbeitnehmer die Chance erhalten, ihren Job zu sichern, indem sie länger arbeiten dürfen, wenn Not am Mann ist ...
Also: Der Boss hat Not am Mann und lässt Tanja deshalb abends in seinem Büro länger 'arbeiten'. Das sichert ihren Job. Erinnert Euch: Alle NE-Unternehmen sind deshalb pleite gegangen, weil damals Überstunden streng verboten waren.
4. Wir stellen im Tarifvertragsgesetz klar, dass als Einstieg eine zehn prozentige untertarifliche Entlohnung möglich wird ...
Und das ist nur der erste Schritt. Jede anständige Diktatur kommt nämlich völlig ohne Tarifverträge aus.
5. Wir modernisieren das Kündigungsschutzrecht so, dass es vor allem im Mittelstand wieder mehr zu Einstellungen anregt - auch in unsicheren Konjunkturzeiten.
Nur wer morgen ohne Begründung wieder alle entlassen darf, wird heute zum Einstellen angeregt. Kost' ja nix.
6. Das Jugendschutzgesetz wird so gefasst, dass Betriebe mehr Möglichkeiten haben, jungen Menschen eine Chance für den Start ins Berufsleben zu geben.
Der indischen Wirtschaft hat es ja auch nicht geschadet, dass dort junge Menschen die Chance haben, unsere Teppiche zu knüpfen.
7. Wir fördern die Einstellung von Teilzeitkräften, indem bei allen Schwellenwerten Teilzeitbeschäftigte nur entsprechend ihrer Arbeitszeit berücksichtig werden.
Wer also statt einer Kraft 2 halbe einstellt, hat zwar 11, fällt aber trotzdem nicht unter das Kündigungsschutzgesetz. Gut, was? Halbtagskräfte sind eh nur halbe Menschen.
8. Wir bauen das Betriebsverfassungsgesetz so um, dass die betriebliche Mitbestimmung für alle Beteiligten kostengünstiger wird.
Betriebsräte kosten nämlich nur. Und Angestellte sind ja keine Beteiligten. Obwohl: deren Gehalt wird ohne Betriebsrat auch viel kostengünstiger.
9. Wir flexibilisieren das Arbeitszeitgesetz entsprechend dem EU-Recht und schaffen zugleich die rechtlich klaren Optionen für langfristige Arbeitszeitkonten.
Arbeitszeitkonten gibt es ja heute in keinem Tarifvertrag. Und Iren, Portugiesen und Slowaken wirken doch auch nicht unglücklich, oder?
10. Wir entlasten den Mittelstand, indem die Bestellungspflicht von Sicherheitskräften, Betriebsärzten und die Aufstellung von teuren Statistiken in Kleinbetrieben ausgesetzt wird.
In den Kohlegruben der Mandschurei gibt es so einen Schnickschnack ja auch nicht. Und das sind sogar Großbetriebe.
Dieser 'Pakt für Deutschland' ist kein Selbstzweck ...
Stimmt. Und sein Abo ist deutlich teurer als 4,99 im Monat. Schicke "stopmerkel" an 333333
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Regarde, la nuit retient la terre
La lune est comme une prière
Doucement oscillent les lampadaires
Ce soir la terre retient la nuit
La lune est comme quand tu jouis
Notre ville est si vieille
Qu'elle a devenu amère
Que suis-je encore une bataille
Et que mon regard coule à l'envers?
Je veux que mes yeux se déploient
Et que mon visage s'éclaire
The Young Gods, "Fais la mouette"
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Text in Folgenächten.
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Seit vier Jahren stehe ich morgens in genau diesem Zeitraum auf. Als ich noch in Widrigshain gelebt habe um 0330 und seit einigen Monaten, nach meinem Umzug ins Westend um 0400.
Meine Peristaltik spielt verrückt, ich habe kaum Kreislauf und verliere immer wieder die Orientierung. Es ist einer der Zustände, die einen vergessen lassen, sich die Zähne zu putzen, obwohl der Geschmack im Mund so fahl ist, wie das Lich der Laternen auf dem verschneiten Pakplatz vor dem Haus.
Heute ist mein letzter Tag. Ich muss - bis auf weiteres - nie wieder so früh aufstehen, werde demnächst um diese Uhrzeit 'noch' wach sein und nicht 'schon'; und empfinde zu meiner Verblüffung so etwas wie Wehmut.
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Leider hält der Mund nicht durch, was die Nase versprach. Im Geschmack ist er diffus. Sauteuer. Keine Kaufempfehlung.
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Gestern abend besuchte mich ein Freund, der mir erklärte, daß gerade doch Blends überlegen wären, da deren kompositorisches Prinzip bereits per se dem Single-Konzept überlegen sei – für den Malthead Nörgler Grund genug, hier einen Clash of Civilizations wahrzunehmen. Ich gestand zu, daß der von ihm mitgebrachte Johnnie Walker black label (den red label wagte er aus guten Gründen nicht) durchaus trinkbar und seine 20 Euro wert ist.
Aber wie nun ihn demütigen, wie ihn so richtig mit seinem JW abkacken lassen?
Flachwichser wie Glendronach oder Scapa hätten ihn nicht überzeugt. Der Highland Park war gerade alle; der Laphroaig 15 Jahre, der in Klasse bis 70 Euro imho alles schlägt, war mir zu schade. Der Oban wäre für die geschmacklich-ästhetische Insuffizienz des Gastes zu schlapp gewesen. Der Lagavulin, dessen Komponenten wie Stahlsäulen nebeneinander stehen, hätte ihn überfordert.
Spohisticated war dar der Griff zum Ardbeg ten.
Er steht steht hell im Glas, woran man erkennt, daß er nicht mit Zuckerkulör nachgefärbt ist. Zum Thema Kulör werde ich mich auf dem entstehenden „Nörglers Whisky Blog“ eingehender äußern. Hierzu habe ich nicht nur meine eigene Meinung, sondern Expertisen von Whisky-Experten und Lebensmittechemikern eingeholt.
In der Nase ist der At bereits faszinierend: florale (Blüten-) und Zitrusnoten stehen zunächst im Vordergrund. Läßt man das Glas 10 Minuten stehen (das vom Wein bekannte Dekantieren ist oft auch beim Single Malt von Bedeutung), ergeben sich zusätzlich Holz- und Kaffetöne. See, Rauch und Torf sind eher verhalten, aber präsent.
Beim Trinken bestätigt sich das Florale. Torf- und Kaffeenoten treten hinzu; schließlich ist es Islay.
Abgang/Nachhaltigkeit: sehr lang (30 Minuten) Torf und Malz.
Nachdem wir nun, um auf das Besuchsthema zurückzukommen, den At gegen den Johnnie gesetzt hatten, war JW erledigt. Walker ward als Gesöff entlarvt, das nicht standhält. Der Besucher hatte die Lektion gelernt.
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Die meiste Zeit ist das deutsche Fernsehen scheußlich, aber wenn man erst ab so zwei Uhr früh einschaltet und die Wiederholungen und die Musikkanäle und die Billig-Erotik auf den Sportkanälen und die Telephonier-Sendungen und sowieso alles, was zu so später Stunde live gesendet wird, ausblendet:
dann bleibt zwar immer noch viel Belangloses übrig,
doch die Chance, in diesem von seltsamsten Horror-und-Action-B-Filmen bis zu Alexander Kluge-Video-Compositing-Experimenten reichenden Rest, unter Abgeschobenem und Vertraglich-Erzwungenem und vielem, was zwar nicht völlig abseitig aber doch (auch wenn es vor einigen Jahrzehnten vielleicht mal als geldraffender Exploitation-Film geplant war) inzwischen hinreichend unverträglich mit Profitorientierung, Programmschemata und redaktionellen Einordnungsversuchen ist, um es wenn überhaupt dann eben außerhalb jeder quotenrelevanten Zeit auszustrahlen,
die Chance also, durch einen natürlich weiterhin nicht allzu häufigen Glücksmoment etwas verhältnismäßig Ungenormtes-Interessantes im TV zu finden, ist zu dieser Stunde doch am höchsten.
Und damit meine ich gar nicht mal, dass z.B. das ZDF jetzt gerade in dieser Sekunde scheinbar exemplarisch für diese Annahme etwas so Respektables wie "2001: A Space Odyssey" vielleicht zum ersten Mal im deutschen Fernsehen in *dieser* wunderschön restaurierten Fassung ausstrahlt, weil man sich offenbar zur Ausstrahlung des Filmes verpflichtet fühlt aufgrund seines kanonischen Gewichtes und weil Kubrick dank der Ausstellung in Berlin gerade im Trend liegt, ihn allerdings trotzdem nicht ernsthaft dem angenommenen deutschen Dummpublikum zu einer besseren Stunde zumuten möchte (wobei das ZDF bspw. im selben Geist auch schonmal zu ähnlicher Zeit unglaublicherweise derart Fernsehprogramminkompatibles wie "Koyaanisqatsi" zu senden wagte),
nein, viel mehr meine ich die obskuren Perlen, bei denen, weil es eine so unwichtige Zeit ist, der Programmverantwortliche keine nennenswerten Gedanken sich beim Hereinnehmen machen brauchte (und deshalb eigentlich ruhig vagesten Angaben zu Genre und Inhalt vertrauen konnte, wodurch dann spannende Unfälle geschehen könnten) und auf die auch keine Fernsehzeitung in einem (ja eigentlich ungewöhnlichen) kurzen Anflug bildungsbürgerlichen Sendungsbewusstseins aufmerksam machen würde, weil sie irgendwie als wichtig erachtet werden.
Neunundvierzig von fünfzig dieser Filme mögen trotzdem öde sein, aber der Rest ...
Den findet man im TV am ehesten ab zwei Uhr früh.
PS: Und um jetzt doch noch einmal auf "2001: A Space Odyssey" zurückzukommen: Wenn ich mich recht entsinne, habe ich den Film natürlich auch in so einem nachtwandlerischen Herumzappen zum ersten Mal gesehen, als ich noch sehr jung war und noch nie von Kubrick gehört hatte. Die Abseitigkeit der Uhrzeit gehörte damals beim einführenden ersten Filmerlebnis auf jeden Fall dazu. Irgendwie kann ein Film noch einmal zusätzlich in verquerer Weise dadurch gewinnen, dass man ihn zu einer Uhrzeit schaut, in der man von sich selbst gar nicht mehr erwartet, klar bei Verstand zu sein.
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um sich seiner selbst in einer fünf meter hohen leinwandgroßaufnahme zu vergewissern. doch uns verfilmt niemand.
ich ertrage den sternenhimmel nicht. ich ertrage nicht, so weit in die vergangenheit sehen zu können.
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Schräg gegenüber, auf einem Sofa, sitzt ein weiteres Paar. Sie ist üppig, Hals und Gesicht gehen weich ineinander über. Sie lacht ihn mit offenem Mund an, weicht zurück und beugt sich wieder zu ihm vor. Seine Frisur hat er keinesfalls in Mitte geschnitten bekommen, denn ihm fällt ein sorgfältig geschnittene Tolle ins Gesicht. Sein Hemd ist blau, und die Schuhe sehen nicht aus, als sei er zu Fuß gekommen. „Der ist nicht von hier.“, sagt M. „Zumindest noch nicht lange.“, gebe ich zurück.
Die dünne, blonde Pulloverfrau beugt sich weiter zu ihrem Begleiter. Dieser spricht immer weiter, begeistert sich, seine Hände beschreiben weite Bögen über seinem Kopf. Sie lächelt und nickt.
„Das wird heute nichts mehr.“, sage ich. „Bestimmt Praktikantin. Und er ist ihr Chef, und jetzt bekommt sie Skrupel.“, M. kennt sich aus. „Süddeutsche Unistadt.“, sage ich. Da gibt es haufenweise solche Frauen, die äußerst umweltbewusst sind und sich schrecklich anziehen.
Auf dem Sofa kommt man sich näher. Der Mann mit der Tolle hat seine Hand inzwischen am Handgelenk der lachenden Frau, er spricht mit hoher Intensität auf sie ein, und sie lacht und sagt ab und zu etwas, das nicht besonders ausführlich sein kann.
„Wieso sprechen eigentlich Männer beim Kennenlernen mehr als Frauen, und später dreht sich das Verhältnis um?“, M. schaut mich fragend an. „Keine Ahnung.“, sage ich. „Ich rede immer ziemlich viel, mich darf man da nicht fragen.“
Der Mann mit der regen Körpersprache beugt sich nun näher zu der blassen Blonden. Sie weicht zurück. Dann beugt sie sich doch vor, lehnt sich wieder zurück, und küsst ihn schließlich kurz. Ihre Hände hängen seitlich an ihrem Körper herunter. Das wird nichts heute nacht, und vielleicht sogar nie. Als sei sie befangen, nestelt sie eine ganze Weile an ihren goldfarbenen Creolen.
„Stimmt es eigentlich, dass man Frauen nie ins Haar fassen darf?“, fragt der M. „Wäre mir neu.“, sage ich und überlege, ob ich meiner Magenschleimhaut eine Zigarette zumuten kann.
Auf dem Sofa rückt man näher zusammen. Sie lächelt nun etwas versonnen, er redet immer noch. Mein Gott, denke ich, wenn der so weiter redet, haben die morgen früh alles durch, was der Kerl zu sagen hat. Seine Hand ruht auf ihrem Unterarm, als hätte er Angst, dass sie aufsteht und weglaufen könnte.
„Trinkst Du noch was?“, fragt der M. Ich schüttele den Kopf.
„Jetzt wüsste ich doch gern, was aus den Paaren geworden ist.“, sagt der M. später, als wir den Helmholtzplatz herunterlaufen. „Ich auch.“, sage ich und ziehe mir den Schal enger um den Hals.
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Und dann noch dieses fiese Licht, Marke geplatzter Atomreaktor.
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i can´t get no sleep
DIE NACHT VON Freitag, 4. März 2005
"Während der kleine, elitäre Gästekreis das köstliche Menü des Raffles Hotels Vier Jahreszeiten genoß, beleuchtete die Senatorin aus ihrer Perspektive ihre Vision für Hamburgs Sozialpolitik."
Sozialpolitik im Café Ole. Kein Scherz. Heißt so und wird von Onkel Darboven finanziert.
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Stets seltsam so tief in der Nacht noch in diesen Schalterräumen am Automaten Geld zu ziehen. Tagsüber geht es dort zu wie in einem Taubenschlag. Jetzt summen nur die Drucker und Geldautomaten. Draussen wirkt alles pechschwarz und man fühlt sich ein wenig wie auf einem hell erleuchteten Präsentierteller.
Die eigenen Schritte klingen merkwürdig laut, die Luft riecht nach Computern und Klimaanlage. Und Elektrizität. Unwillkürlich stellt sich die Frage, ob man gerade jetzt in der Sicherheitszentrale besonders gemustert wird. So mitten in der Nacht. Vielleicht extra auch auf den großen Monitor geschaltet. Wer weiß.
Jetzt nur nicht bei der Geheimzahl vertippen. Sicher ist das irgendwie mit der Video-Überwachung gekoppelt. Würde doch gerade jetzt noch viel mehr auffallen! 20, 50, 100 Euro? Draussen klopft es an die Scheibe. Freunde, die gestenreich darauf hinweisen, man solle sich doch bitteschön beeilen. Also 100. Keine Ahnung, was noch folgt und die Nacht hat ja eigentlich erst angefangen lustig zu werden. Und einmal zum Automaten reicht.
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Der Cay ist kostenlos, Cola und Essen kostet und kommt aus der Dönerbude nebenan. Hier lernen sie die Grundbegriffe des Netzes, gehen auf Entdeckungstour und lassen sich nebenbei noch schnell was Warmes holen. Döner natürlich, unschwer zu erkennen an den eingetürkischten Begriffen Knoblauchsosse und Kräutersosse.
Dann staunen sie wieder in die Monitore, wenn woanders in diesem ganz eigenen Netz etwas geschrieben wurde, diskutieren über Antworten, und wenn es beosonders laut wird, ist auf der anderen Seite wahrscheinlich eine Frau am Rechner. Es wird oft laut, nach 11 Uhr.
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Nach und nach tröpfeln die Gäste raus. Hinten im Eck hält sich noch ein knutschendes Paar, das sich sonst nichts mehr zu sagen hat. Allzu lang dauert es nicht, und sie gehen zu ihm oder zu ihr. Dann kommt eine dieser dünnen jungen Frauen, die bisher schon mal die eingeschweissten Speisekarten geputzt hat, und stellt alle Stühle hoch.

Kein Grund, jetzt wie ein Lemming in die kalte Nacht zu stürzen. Es wird schwer werden, noch was anderes zu finden, also bleibt es beim Pfefferminztee und der Weigerung, alle Signale des endenden Abends wahr zu nehmen. Es ist gut so, wie es ist, und was die anderen tun, spielt keine Rolle.
Irgendwann gegen 2 Uhr drehen sie die Lichter hoch, und beim Weg in die Dunkelheit der Winternacht ist sonst niemand mehr an den Tischen zu sehen. Die Kälte draussen verdrängt sofort alle Gedanken ausser dem einen, der wissen möchte, wo es jetzt in dieser schlafenden Hauptprovinzstadt noch einen letzten Tee gibt.
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i can´t get no sleep
DIE NACHT VON Donnerstag, 3. März 2005
Das verdunkelte Eckgebäude verlassend, tauche ich ein in die Nachtluft, mit der Euphorie einer befreiten Geisel.
Der milde Nachtwind trägt mich ziellos durch die Stadt, die ich erst jetzt wirklich als meine wahrnehme. An einem ihrer vielen Wahrzeichen angekommen, bemerke ich, daß eine ganz bestimmte Straße ganz in meiner Nähe liegt, die ich zuvor weder gesucht noch bewußt gemieden hatte. Warum auch.
Das berühmte Hochhaus. Der freie Platz, der Bauzaun, links das ehemalige Institut, das ich nicht mehr in Betrieb erlebt habe. Die Häuserzeile im Dunkeln.

Sie wohnt hier nicht mehr. Wir haben uns um Jahre verpaßt. Sie ist mir uneinholbar vorausgeeilt; ihre Spur nimmt ihren Ausgang von einem Reihenhaus in Grünen, das durch eine absurde Häufung von Zufällen meinen halben Bekanntenkreis in jener kleinen Stadt gesehen hat, und verläuft sich in einer Metropole, die bei müden Mitteberlinern meist als eine der wenigen Alternativen auf diesem Planeten gehandelt wird.
Abgesehen von diesen merkwürdigen Umständen unserer Nicht-Bekanntschaft verbindet uns nichts. Ihr tieferer Sinn: zeitversetzt und vielleicht fast am selben Ort in einer Sommernacht auf den Balkon zu treten, auf dem sich links in der Ecke dieselben Bierkästen stapeln, sich eine Flasche zu angeln (oder nach seinen Kippen zu greifen) und einen kurzen Blick in den sternhellen, geradezu obszön blauen Nachthimmel zu werfen.
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Über Hamburg steht heute nacht kein Zweifel. Jeder weiß, wo er hingehört. Auf die richtige Seite der Elbchaussee. In ein Hochhaus in Jenfeld. Oder wie ich irgendwo zwischendrin. Mit Blick aus dem Arbeiteraltbau-Hochparterre in mein
Auf der falschen Seite der Alster war Markus Söder wohl noch nie. Vielleicht darum sind ihm Zweifel an der Macht eher fremd. Oder er verbringt wenig Zeit mit seinen drei Kindern. Wie käme einer sonst auf die Idee, "dass es Teil einer patriotischen Aufgabe ist, sich für Kinder zu entscheiden"?
Schließ die Augen und denk an
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Milestones.
Family.
House not paid off.
Somewhere in the back of beyond.
Somewhere in the middle of lifetime.
5 Millionen Arbeitslose als virtuelle Sklavenhalter. Die Angst im Nacken. Die Aufträge im Blick. Gegenwart: Energie liefern für die Effizienzmaschine. Zukunft: Überrollt von schweren dunklen Oberklassewagen auf dem Weg zu neuen Märkten. Steuerfreie Nachtzuschläge in einer Welt der Konzerne, die keine Nacht kennt, nur Prozessoptimierung.
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Nachts kommen die Zweifel. Die Zweifel, was der Tag gebracht hat, die Zweifel, was da noch kommen mag. Zweifel, ob die Zeit noch reicht zum ausgehen, arbeiten, schlafen.
In Berlin sind die Zweifel weithin sichtbar auf dem asbestbereinigten, dafür aber halbeingefallenen "Palast der Republik" zu bewundern. Sie leuchten runter auf den alten Schloßplatz, rüber zur Bertelsmann-Dependance und die "Linden" hinauf zum Brandenburger Tor.
Über dem gesamten bundesdeutschen Machtzentrum steht der Zweifel. Auch irgendwie passend.
Die Bühne ist eröffnet.
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Manchmal denke ich, dass es eben laeuft - auch ohne dich. Dann erwische ich mich, wie ich nicht nur an an dich denke. Sondern dir recht nah bin. AN deiner Seite stehe, versuche dich zu spueren und mit dir zu erleben was du gerade siehst, wahrnimmst, empfindest.
Wenn mich etwas bewegt, oder du manchmal noch immer der Mensch fuer mich bist, den ich etwas fragen will oder mit dem ich etwas teilen moechte.
Oder manche Situationen der vergangenen ab*-freien Wochen, nachts in Clubs (den Begriff mochtest du nie) oder Diskotheken bleiben meine Augen an Ladys haengen, die dir aehnlich sehen. Sei es hinsichtlich eines aehnlich bienen- bis maedchenhaften, formvollendeten Koerpers, die Haare, oder wie sie tanzen und mit dem Mannmob spielen. Whatever. Ich tanze seitdem zu entsprechender Musi auch gern, aber lieber alleine. Zumindest nie laenger als einen Drink oder einen treibenden Song mit einer, die mich kurz anlaechelt und die ich herablassend ihre Grenzen erleben lasse.
Ueberhaupt bin ich nachts im Schlaf im Kopfkino oefter als alltaeglich bei dir, da kann ich meine Gedanken wohl weniger kontrollieren, die Traeume traeumen wovon sie wollen, die Phantasie schlaegt ihre Haken auch ohne meine achso grosse Muendigkeit…
Seit Anfang dieser Woche spuere ich, dass ich erfahren moechte wie es dir gerade geht. Es scheint mir wichtig zu sein, den Anspruch gab es frueher permanent. Warum soll es den eben jetzt auf einmal nicht mehr geben? Ist halt so, wird vielleicht noch eine Weile gehen. Fragen tue ich dich nicht, nein. Du bist so weit weg und ich wollte ja nicht mehr. Nicht mehr so. Es widert mich an, dass das Mass an Intimitaet und Naehe zwischen dir und mir in kurzer Zeit dieser Kuehle und Distanz gewichen ist, die sich in einem eigendynamischen Kessel voll kindlichem Unverstaendnis und Unruecksichtnahme dem anderen gegenueber aeussert.
Ich weigere mich daraus Schluesse zu ziehen und switche in meiner Erinnerung zwischen deiner Persoenlichkeit, deinen Eigenarten, deinem Menschsein, deiner Weiblichkeit, deiner dir eigenen Verletzlichkeit, deinem fragilem, bruechigen, zierlichen wie beeindruckenden Aeusseren – all den Fragmenten, den Marginalien und der Basis fuer die ich (dich) so gern (er/ge)lebt habe, und den haesslichen, bisoziativen Fratzenfetzen die mich erschrecken liessen, hin und her. Wegen denen es ein Ende gab und zudem leider auch noch so eins …
Wie ich es versuchte dir zu erklaeren, ich neige zur Blutromantik, Liebe oder Tod!
Dazwischen ist kein Platz fuer dich/mich/uns.
Nun das.
Ich haeng ich hier im 1. Nachtblog bei alten Bekannten, neuen (und alten) Unbekannten, handverleselenden Narzissten und Kleinstneurotikern, deren Unbeobachtung sich in subjektiven Texten voller „Sentimentalitaetsfallen“ (A. K.) wie dieser aeussert. Gelebte Zeitverschwendung.
Weil du:
mir fehlst in diesem einem Leben.
Ich meinte erkannt zu haben, dass ich nicht mit dir kann, nun: ich ertrage es (auch) ohne dich nicht.
* Kleine Ode an die DCTler, ein Marketingweibchen deren Vornamen mit „A“ endet und beginnt, Realsatire par excellence.
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Sollte wohl Northern Love heissen.
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Manche Nacht ein einsames Gewurschtel, ein Forschen nach Antworten auf Fragen, die mir sonst nie in den Sinn gekommen wären; mit einem Gefühl, als sei ich der Antwort nahe. Manche Nacht einfach nur der reine Wahnsinn. Durchmalochen und sich verlieren in irgendein Problem und feinen Anpassungen, die keinen interessieren, die nicht wirklich wichtig, die nichts abwerfen, aus reiner Perfektionsgier, warum auch immer. Bis es plötzlich hell geworden und der Gedanke sich durchsetzt, jetzt kann ich auch durchmachen, weiter werkeln wie die Stunden zuvor, als wäre das ein Aufschub oder eine Gnadenfrist. Am Nachmittag der Einbruch, meinen es nicht zu schaffen, jeder harmlosen Verpflichtung aus dem Weg gehend, ein Kopf wie ein Bienenstock, Vergessen des Alltäglichsten. Später das Wundern darüber, dass mit Einbruch der Dunkelheit ungeahnte Lebensgeister mit hellen Stimmen zur nächsten langen Nacht aufrufen, als sei zuvor lediglich der Schlaf der Seeligen gewesen.
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Durch die Lautsprecher pluckern Stereo Total mit ihrer reduzierten elektronischen Version von "Chelsea Girls". Mädchen auf Amphetamin strecken ihre blaugeäderten, dünnen Arme aus. Denen ist auch immer kalt.
Ich kenne kältere Nächte als diese. Und kältere Mädchen kenne ich auch.
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heute (in einer halben stunde, 0035 uhr!) mit otto sander und istván szabó im nächtlichen budapest (auch so 'ne stadt, über deren nächtlichen eindruck ich hier bei gelegenheit mal was schreiben muß).
durch die nacht mit .. - otto sander und istván szabó
arte, 2. märz 2005, 0035 uhr, 60 minuten
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i can´t get no sleep
DIE NACHT VON Mittwoch, 2. März 2005

Ich glaube die "Sommerreifenfraktion" unter uns hat gerade eine richtig fies rutschige Zeit. Und auch der Rest bewegt sich eher wie auf rohen Eiern.
Wobei mir manche Fahrweisen doch schon fast gekünstelt vorkommen. Fast so als wenn mit dem Off-Roader unwegsame Andenregionen gemeistert werden müssten, wird so manche eigentlich recht übersichtliche Haupstrasse in fast schon aufreizender Slow-Motion gemeistert.
Naja, vielleicht besser so. Vorsicht ist eben doch die Mutter der Porzellankiste.
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Draussen schaltet die Ampel auf Grün und entlässt die Wägen auf ihren rutschigen Weg hinüber in der Prenzlauer Berg.
Falls jemand Probleme hat: donalphonso | ät | gmail.com
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Suchen und finden. Die Story, die man übersehen hat, das Neueste aus Amerika oder Fernost, oder einfach das Glück und Wunder es grenzenlosen, zeitlosen Netzes, das wir viel zu oft vergessen, aber das uns immer fasziniert hat.
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Gott hätte die Welt in sieben Nächten erschaffen sollen, dann, da wissen wir, wäre sie verdammt gut geworden. So gut, wie wir in dieser Nacht sind.
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Bitte die Bilder in einer Breite von 400 Pixel (automatische Grössenanpassung im Blog) oder 425 Pixel Breite einstellen.
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Nacht
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Nachtleben
Nachtarbeit
Nachtsurfen
Nachtgeschichten
Alle Traumatisierten, Schlaflosen, Einsamen, Verirrten,
Kaffeejunkies, Deadlineracer, Spätheimkommer, Geistverwirrten,
ihr Psychos, Räudigen, Verfluchten und Verdammten
Wanderer zwischen Abend und des Tages Schranken,
Ungeliebte, Sonnenhasser, Lichtverächter, Rachegeister,
schreibt und werdet Eurer kranken Wachheit Meister.
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