DIE NACHT VON Montag, 16. Mai 2005
Ich habe es nicht getan und werde mich bis ans Ende der Welt darüber ärgern. Vieles wäre einfacher gewesen, vieles wäre eher geschehen, viele Stunden wären nicht mit Selbstmitleid vergeudet worden. Beiderseitig. So viel verschenkte Zeit. Über verschüttete Milch soll man nicht weinen, aber insgeheim tut man es doch.
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DIE NACHT VON Donnerstag, 12. Mai 2005
Der Kellner erkennt mich sofort wieder. Kein Wunder. Es war ein Wunder, dass sie uns damals nicht rausgeschmissen haben, als wir "Stille Tage in Clichy" nachspielten.
Ich sollte sie mal wieder anrufen.
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DIE NACHT VON Samstag, 7. Mai 2005
"Macht siebeneurofünfzig."
Sie zieht einen 10-Euro-Schein aus dem Portemonaie, der dabei versehentlich zerreißt. Sie lacht.
"Entschuldigung, der ist mir gerade zerrissen. Aber das macht doch nichts, oder?"
"Nein, tut mir leid. Haben Sie bitte einen anderen?"
Sie stopft den zerrissenen zurück, zieht einen anderen heraus, reicht ihm diesen nach vorn.
Er, beharrend: "Bitte geben Sie mir einen anderen Schein, den kann ich nicht annehmen."
"Das ist doch schon ein anderer!"
"Oh, Entschuldigung. Sie sind so stürmisch."
"Das kritisieren die meisten Männer."
[ ursprünglich da ]
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DIE NACHT VON Samstag, 9. April 2005
"Haste mal Feuer?", fragt mein Bruder, der heute bei seiner Freundin, mit der ich zusammenwohne - das klingt jetzt seltsamer als es ist, hat sich halt so ergeben - übernachtet. "Sie schläft schon."
Als galanter Nichtraucher überreiche ich ihm das Feuerzeug und sehe zu wie er in kurzen Shorts auf dem Balkon sich eine Zigarette anzündet. Ich selber sitze zwar im T-Shirt im Zimmer, aber so leichtsinnig bei diesem doch noch kühlem Wetter in Shorts auf den Balkon zu gehen um dort zu rauchen wäre ich nun doch nie. Brrr...
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DIE NACHT VON Samstag, 9. April 2005
23.59 Uhr zauberte ich aus meiner Jacke ein Amulett, dass ich zwei Monate zuvor in New York für sie gekauft hatte. Eine lächelnde Sonne mit geschwungenen Strahlen, die an einer Lederschnur hing. Ich fand es schön.
0.00 Uhr. Ich überreichte das Amulett und gratulierte ihr zum Geburtstag. Eigentlich wollte ich sie nur auf die Wange küssen, aber es wurde mehr daraus. Ich weiß nicht mehr wie lange wir da standen und uns küssten. Wir waren in uns versunken.
Das ist schon Jahre her und ich habe sie schon eine Weile nicht mehr gesehen, aber als ich sie die letzten paar Mal mit ihrem Mann getroffen habe, hatte sie das Amulett an. Ob er sich manchmal fragt, woher sie es hat und wo sie sich nur an ihrem Geburtstag, damals auf dem Fest herumgetrieben hat?
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DIE NACHT VON Sonntag, 3. April 2005
"the charlatans - alles klar"
heute nacht saß ich, wie in den meisten nächten, an meinem schreibtisch, an meinem computer, und flog durch die tiefen und untiefen des internets. das große zimmer einzig erleuchtet durch das schwache, blaue schimmern des bildschirms. es brannte kein licht, denn als ich versank war es noch hell draußen und es kam genug licht durch das große dachfenster über meinem
schreibtisch hinein.
der browser zeigt seiten fremder und eigener blogs, seiten mit fotographien und seiten, die die nachricht vom tod des pontifex in die welt tragen. ich komme hier und dort hin, bleibe hängen, schwimme weiter, immer auf der suche nach etwas um noch nicht schlafen zu gehen, das morgen noch etwas länger hinauszuschieben.
dieses eine lied läuft zum ungezählten male im repeatmodus über meine kopfhörer, es heißt "alles klar" und hat keinerlei text, na das sagt doch schon was aus. "alles klar", nein, es ist nicht alles klar. aber das lied, das mag ich. lieder ohne text hatten für mich schon immer was, vielleicht weil ich selbst ein mensch ohne viel text bin.
ohne recht zu wissen, wohin ich noch surfen soll klicke ich umher und bin mit den gedanken schon längst offline. meine blicke schweifen durch mein zimmer, bleiben hier und dort hängen, an stellen, die mit guten wie schlechten erinnerungen verlinkt sind. die zeit ist reif dieses zimmer endgültig zu verlassen, nur weiß ich nicht ob ich es bin.
mein blick bleibt haften an dem dachfenster über meinem schreibtisch. es ist eine klare nacht, man kann oben die sterne sehen und unten die paar lichter der stadt. ich stehe auf um direkt unter dem fenster zu stehen und blicke nach oben, so dass mein gesamtes blickfeld nur noch den nachthimmel erfasst, der mit der höhe dunkler und sternenreicher wird. ein gefühl der leichtigkeit ergreift mich, meine augen werden feucht.
ich öffne das fenster und nach den stunden in diesem zimmer strömt eine unglaublich frische und kühle luft herein, ich bekomme eine gänsehaut an den bloßen armen ohne zu frieren. den kopf im freien ziehe ich diese luft tief in meine lungen ein und spüre, wie sich die leichtigkeit ausbreitet, spüre wie sie aus meiner mitte kommend in die füße kriecht, in die arme, kribbelnd in den fingern ankommt.
ich giere nach mehr dieser frische, klettere auf den fenstersims. der kalte nachtwind bläst von links kommend über mein gesicht. leicht bin ich. oben leuchten die fernen sonnen. langsam klettere ich hinaus auf das steile dach, kann mich kaum halten. auf allen vieren erklimme ich die wenigen meter bis zum giebel, richte mich auf und blicke auf die stadt, die sich unter mir ausbreitet. ferne lichter aus fernen fenstern in denen ferne menschen sitzen, viele tausend.
über mir die nahen sterne klettere ich den letzten meter auf den kamin, aus dem keine wärme mehr aufsteigt. ich blicke hinauf, lasse den blick schweifen. ich bin so leicht.
der kühle wind greift mir unter die ausgestreckten arme, ich sehe an mir herab, stehe auf zehenspitzen, aber sie berühren den kamin schon nicht mehr. ein kleines abstoßen, nicht springen, abstoßen!, genügte. leicht lege ich mich in die brise und lasse mich tragen.
ohne gewicht steige ich höher, segle, selbst ein segel, durch die nacht. unter mir die straße, ich sehe eine gruppe lachender menschen ohne dass sie micht bemerkt. schwebend komme ich an einem hohen dachfirst vorbei, oben an der höchsten stelle sitzt eine katze und beobachtet dinge die ich nicht sehe. sie ist schwarz, natürlich, wie es nachts alle katzen sind. sie schaut mir kurz hinterher, lässt sich aber nicht von mir stören und beobachtet weiter.
ich schlage mit den armen, werde schneller und schwimme durch die luft, über die stadt hinweg. in ihrer mitte steht eine kirche, ihr turm ist das einzige gebäude, das noch höher ist als ich gerade fliege. ich blicke nach oben und bin schon dort, halte mich an der obersten spitze fest. ich frage mich, wann dieses metall das letzte mal von menschen berührt wurde.
in den leuchtenden tälern der straßen ist ruhe eingekehrt, ein einzelnes auto fährt dort drüben noch nach hause. ich kenne die straßen auch im dunklen, bin auf ihnen in den kindergarten gegangen, zur schule, zum zahnarzt, zu freunden und freundinnen. ein paar meter unter mir fliegt eine fledermaus durch die nacht, sie landet in einem der obersten kirchturmfenster.
ich schüttele kurz, unbewusst, den kopf und schaue senkrecht nach oben. diesmal stoße ich mich mit aller kraft von dem dach ab, nehme meine hände zu hilfe in dem ich mich zusätzlich an der wetterfahne hochziehe. der gegenwind rauscht mir in den ohren, so schnell fliege ich senkrecht nach oben davon. der kurze blick nach unten zeigt nur noch die leuchtenden umrisse der stadt, aber auch sie werden schnell kleiner. die luft wird kälter und ich schmecke die feuchtigkeit einer wolke auf den lippen, durch die ich hindurchgleite.
das rauschen in den ohren wird leiser, da kaum noch luft da ist, die es verursachen könnte. ich ziehe die arme hoch, mit den handflächen in flugrichtung, wie man es beim schwimmen tut wenn man schnell anhalten will. und ich bleibe stehen. unter mir erstreckt sich die riesige kugel der erde, ich sehe wie sie sich wölbt.
sie ist dunkel, abgesehen von den schwachen lichtern einiger großstädte. etwas entfernt sehe ich die tag-nacht-grenze, wie sich ein neuer tag langsam heranschiebt. doch das ist alles nicht mehr wichtig, meine ziele liegen woanders. darum reiße ich meine blicke von dieser welt los und blicke in die andere richtung: diese schwarze endlosigkeit, diese strahlenden sterne, die hier so viel überwältigender aussehen als von dort unten. welche geheimnisse mag dieser raum verbergen, die jede vorstellungskraft bei weitem überschreiten mögen? und was liegt hinter ihm? ich schließe die augen, sammle meine kräfte für das, was vor mir liegt.
als ich sie wieder öffne sehe ich noch immer die sterne. doch ich stehe unter diesem kleinem dachfenster in diesem kleinen haus in dieser kleinen stadt auf diesem kleinem runden ding.
ich seufze kurz, gehe zurück an den schreibtisch und schreibe auf was ich in dieser nacht alles erlebte.
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DIE NACHT VON Freitag, 25. März 2005
Ich komme näher, und einen Moment denke ich, dass sie es sogar sein könnte; der gleiche Typ, klein, dunkel, kurze Haare, und dieses Rauchen, aber sie ist es doch nicht, soweit ich das aus den Augenwinkeln sehe.
Vielleicht wollte sie ihn überraschen, hinter der Tür auf den Boden ziehen, vielleicht sollte es die verrückte, einzigartige, unvergleichliche erste Nacht werden, ein Wagnis, eine Erlebnis, an das sie sich immer erinnern würden, und darüber der Vollmond, aber wenn es so war, war es vergebliche Liebesmüh. Die Strassen sind leer, niemand ist da ausser dem Mädchen, ihrer Zigarette und meinen verfallenden Schritten auf den löcherübersahten Bodenplatten.
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DIE NACHT VON Montag, 21. März 2005
If there is a night with nothing left to do. Work is
finished, all things are done.
If there is a night I can go to bed early. Early enough
to get as much sleep as my body demands. Not as
late as most nights before, tired to the bone, when
sleep didn't came to you as a lover but as a fist that
simply knocked out your consciousness. When you
fell asleep like hit by a stone.
If I can have a rest so that I won't be drained at my
presentation tomorrow morning, short past 6.
Then.
Then I will not be able to sleep. Then I will lay
awake and think about what I lost.
Then I can get no sleep, but "see" my thoughts
dancing in circles. Around Things I would like to
(forget?) (miss?) (change?)
Then there is insomnia.
With insomnia comes insanity.
Will you come with me? Come and join my ride?
You just left the land of the sane and you will enter
the paradise of the insane soon. Or as they told me
in another world and another when:
Buckle your Seatbelt Dorothy, 'cause Kansas is
going bye-bye.
And so we fly on. Leaving Kansas - for no good.
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DIE NACHT VON Montag, 21. März 2005
Schnitt.
Abgesetzt vom falschen Nachtbus, streunt der glückliche Mensch durch die helle Nacht, allein mit seiner Kamera, sinnlos Brücken oder Friedhofstore fotografierend. Zwei weiße Marmorengel trotzen jeder Belichtungsdauer und bleiben Schattengespenster, weiße symmetrische Flecke vor den Umrissen der Aussegnungshalle.
Grenzstraße. Neue Hochstraße. Wie sein sonst ausgeprägter Orientierungssinn, ist ihm der Sinn für Motive abhanden gekommen, denn alles ist schön in dieser häßlichen Gegend. Sein Übermut, sein Verlangen, auf der Straße halbe Pirouetten zu springen, sich irgendwo an einer Mauer hochzuhangeln oder über Zäune zu klettern, läßt den lambruscoseligen Teenager wieder in ihm aufleben.
Komplett falsche Richtung, sagt die Karte. Den ganzen Weg zurück zum Humboldthain. Der Wedding leuchtet an einem Donnerstagmorgen im März. Als er die Badstraße überquert, ist es vier Uhr. Die ersten Vögel zwitschern. Der glückliche Mensch ist längst zu träge, den Rechner einzuschalten, um den Singsang in seinem Kopf in einen Blogeintrag fließen zu lassen, läßt sich im Mantel aufs Bett fallen und schlummert, des Bildes wegen, mit weit von sich gesteckten Armen ein.
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DIE NACHT VON Samstag, 19. März 2005
Das Publikum ist gemischt; weniger junge Alkis als vielmehr ein paar Spätraucher; manchmal auch eine junge Mutter, die noch nicht so 100% mit dem neuen, kindzentrierten Leben klar kommt. Es ist nicht der Mikrokosmos wie in der Stadtmitte, wo es zum guten Ton der verschlechterten Wohlstandskinder gehört, vor den Türen mit Flaschen in der Hand einen auf cool und fertig zu machen. Mehr die normalen Versager ohne uneingelösten Anspruch auf Regiearbeit, Buchveröffentlichung und Creativjob;K Mittelalte, die ihr Leben einfach nicht ganz auf die Reihe bringen, und dann mit leerem Gesichtsausdruck hier noch was kaufen, bevor es zurück in die künstlichen Paradiese der Elektronenröhren geht, deren Blau die typische Farbe in den nächtlichen Räumen des stillen Viertels ist.
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