DIE NACHT VON Montag, 21. März 2005
Schnitt.


Abgesetzt vom falschen Nachtbus, streunt der glückliche Mensch durch die helle Nacht, allein mit seiner Kamera, sinnlos Brücken oder Friedhofstore fotografierend. Zwei weiße Marmorengel trotzen jeder Belichtungsdauer und bleiben Schattengespenster, weiße symmetrische Flecke vor den Umrissen der Aussegnungshalle.
Grenzstraße. Neue Hochstraße. Wie sein sonst ausgeprägter Orientierungssinn, ist ihm der Sinn für Motive abhanden gekommen, denn alles ist schön in dieser häßlichen Gegend. Sein Übermut, sein Verlangen, auf der Straße halbe Pirouetten zu springen, sich irgendwo an einer Mauer hochzuhangeln oder über Zäune zu klettern, läßt den lambruscoseligen Teenager wieder in ihm aufleben.
Komplett falsche Richtung, sagt die Karte. Den ganzen Weg zurück zum Humboldthain. Der Wedding leuchtet an einem Donnerstagmorgen im März. Als er die Badstraße überquert, ist es vier Uhr. Die ersten Vögel zwitschern. Der glückliche Mensch ist längst zu träge, den Rechner einzuschalten, um den Singsang in seinem Kopf in einen Blogeintrag fließen zu lassen, läßt sich im Mantel aufs Bett fallen und schlummert, des Bildes wegen, mit weit von sich gesteckten Armen ein.


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Nur wenige fenster sind beleuchtet. Ein Alptraum der Städtebaukunst, den die Bewohner fliehen.
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von mir zusammen :-)
Habe ich meinem Kunden wirklich gesagt, ich mache
ihm "mal eben" eine HP? Das kostet echt Nerven.
Nebenbei ist eine Sache für meinen anderen Job um
den Faktor 1000 komplexer, als ich es vorab ahnen
konnte.
Ich stöhne. Ich schwitze. Das ist nicht das Ende
eines Wochenendes, wie ich es mir gewünscht habe.
Aber Schritt für Schritt komme ich vorwärts. Mühsam
nährt sich das Eichhörnchen :-)
Egal... auch wenn es erst halb 11 abends ist. Ich
lösche jetzt das Licht und mache das, wofür man
mich hier sicherlich verpönt: ich hau mich hin.
Gute Nacht, machts gut und man liest sich. Vielleicht
morgen auch wieder mit einem neuen Foto.
LG
P.S: Das Audiofile vom Interview ist ja nett :->
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Im Vorbeifahren kann man die immer gleichen Geschäftsanbahnungen beobachten, die da drin argeboten werden. Fast wie Skandaltheater, schamlos, eine Inszenierung, um weiteres Publikum anzulocken, um Teil des ganzen Schauspiels zu werden.
Denn das Bullauge zeigt nur das Vorspiel, die Ouvertüre; die weiteren Lustspiele, Dramen oder armseligen Trauerspiele bleiben dann dem kleinsten Kreis von zwei Hauptdarstellern vorbehalten, während sich da drin schon die nächsten Akte andeuten. Keine Ahnung, ob der Trick funktioniert, aber ich fahre jedes Jahr während der Messe hier vorbei, und jedesmal gaffe ich rüber zu diesem Fenster, fasziniert und unsicher zugleich, ob dieser berühmten und im Kern wahrscheinlich vollkommen banalen Welt hinter dem Bullauge.
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Nicht unbedingt auf das Wetter,da hast du ja alle gut hereingelegt, aber auf die Möglichkeit etwas Lustiges anzustellen.
Vor mir stapelt sich Papierkarm, im Hintergrund läuft das Joe Cocker Konzert aus der Berliner Waldbühne von 1997 auf Sat1 (jeden Track gibt es natürlich als Klingelton...) und morgen wird die Zeit knapp. Also nix mit Wochenende, eher fleissig fronen.
Aber noch eine lausige Woche, ach was, 5 Tage...
::
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i can´t get no sleep
DIE NACHT VON Samstag, 19. März 2005

Das Publikum ist gemischt; weniger junge Alkis als vielmehr ein paar Spätraucher; manchmal auch eine junge Mutter, die noch nicht so 100% mit dem neuen, kindzentrierten Leben klar kommt. Es ist nicht der Mikrokosmos wie in der Stadtmitte, wo es zum guten Ton der verschlechterten Wohlstandskinder gehört, vor den Türen mit Flaschen in der Hand einen auf cool und fertig zu machen. Mehr die normalen Versager ohne uneingelösten Anspruch auf Regiearbeit, Buchveröffentlichung und Creativjob;K Mittelalte, die ihr Leben einfach nicht ganz auf die Reihe bringen, und dann mit leerem Gesichtsausdruck hier noch was kaufen, bevor es zurück in die künstlichen Paradiese der Elektronenröhren geht, deren Blau die typische Farbe in den nächtlichen Räumen des stillen Viertels ist.
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i can´t get no sleep
DIE NACHT VON Samstag, 19. März 2005
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Und so tanzen sie jetzt in tiefer Nacht neben meinem Bett, grazil und geschwungen, träumen vielleicht von Lotusblüten, im Licht der Kerzen schimmert der dicke, schwarze, alte Lack wie ein Konzertflügel, und die kalten Steingesichter glänzen in stiller Pracht. Man sagt, diese Stücke sind sehr selten; zumal sie nicht mehr hergetellt werden; der Kolonial-Stil, dieser röhrende Hirsch junger Familien verlangt raues Holz und grobe Schnitzereien, keine 12 Schichten Lack, die das Holz völlig verschwinden lassen. Ich kenne auch nur ein ähnliches Exemplar, das in München abendliche Besucher sprachlos werden lässt. Denn erst in der Nacht, wenn das Licht nicht mehr zu grell ist, entfalten sie ihre ferne Schönheit.
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i can´t get no sleep
DIE NACHT VON Freitag, 18. März 2005

Eigentlich sollte hier ein Text über einen Unfall
stehen, den ich mit dem Auto hatte, dessen Über-
reste Ihr auf dem Foto seht. Unnötig zu erwähnen,
dass der Text deshalb hier hereingepasst hätte, weil
der Unfall mich nachts / in den frühen Morgen-
stunden ereilt hat. Auf dem "Heimweg"... oder sowas
in der Art halt.
Aber eigentlich ging es in dem Text nicht um den Un-
fall an sich. Eigentlich ging es um Freundschaft.
Nachdem ich mitten in der Nacht auf der Autobahn
in einer gottverlassenen Gegend stand, war guter
Rat teuer.
In meiner etwas merkwürdigen Situation habe ich eine
Freundin angerufen, die nicht weit weg wohnt. Ich
meine, man muss doch irgendwen anrufen, wenn man
verunglückt, oder? Gut, die Polizei hatte ich ange-
rufen. Auch einen Rettungswagen hatte ich mir be-
stellt. Trotzdem komisch.
Naja, lange Rede, kurzer Sinn: sie hat mich nicht nur
aus dem Krankenhaus abgeholt (hatte eine Kopf-
verletzung die man genäht hat) und mir einen
Platz zum Schlafen angeboten, nein, sie hat sich
auch um sonst alles gekümmert. Um die Dinge, die
mir zu dem Zeitpunkt sowas von egal waren. Sie
hat sich um mich gekümmert.
Als ich mit Ihr zum Dank dann essen gehen wollte,
wollte sie das nicht. Ist rot geworden. Fand es un-
angenehm.
Sie hielt es für selbstverständlich. Ich nicht. Und
ich hasse den Gedanken, dass Hilfe und das, was die
Christen "Nächstenliebe" nennen, nicht mehr als
etwas normales wahrgenommen wird.
Sondern als etwas herausragendes.
Sie ist etwas besonderes. Mein Auto war etwas
besonderes.
Komisch, wie wir mache Dinge beurteilen.
Mal sehen, wie ich schlafen werde. Ich habe Kopf-
schmerzen :-)

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Dass mein Bett schwer ist - immerhin aus Holz und nicht die Art, die aus flachgepressten ehemaligen Matratzen besteht, hauchdünn ausgelegen und irgendwie auf dem Fussboden platziert - dass also mein Bett schwer ist braucht mir keiner zu sagen. Das Teil in mein Zimmer zu schleppen war das, was die Physik als Arbeit definiert.
Hat es jetzt Gewicht oder hat es Masse, wo wir schon mal bei der Physik sind? Ich einige mich mit mir selbst - ein Anzeichen dafür, dass es wirklich spät ist, normalerweise habe ich nur ein Ich - darauf, dass es Gewicht hat. Mein Bett hat Gewicht, das muss ja auch so sein. Denn wenn es unwichtig wäre, hätte ich es ja wohl kaum.
Bettschwere - komisches Wort. Wenn auch was völlig anderes gemeint ist, so hat zumindest mein Bett doch Gewicht. So ab und an vermehrt sich das dann, wenn ich drinliege. Oder vermehrt sich die Masse? Es ist spät...
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Der Schlafanzug faszinierte mich. Kommt ein Nachbar bei mir zu nächtlicher Stunde an die Tür klopfen, dann springe ich ganz schnell in meine Hosen oder muss mir einen Bademantel übertun. Dass mache ich nicht aus übermäßiger Schamhaftigkeit, in einem gestreiften Schlafanzug würde ich auch jedem die Tür aufmachen oder auch auf die Straße gehen. Das Problem ist nur – über Schlafanzüge verfüge ich gar nicht. Und auch verführerische Nachthemden aus Seide nenne ich nicht mein eigen.
Irgendwo in einer Ecke, ganz zerknüllt, liegt mein einziger Pyjama, den ich für Reisen habe, damit das Personal in Hotels sich nicht angewidert gegenseitig meine alten T-Shirts zeigt. Bevor ich auf Reisen gehe, bringe ich den Pyjama in die Reinigung meines Vertrauens, wo die dann schon immer gleich wissen „Aha, das Fräulein Modeste verreist mal wieder“, und mir den Pyjama ordentlich bügeln, denn ich bügele aus Prinzip nicht. Ab und zu kaufe ich mir mal neue Reisepyjamas, aber weil die Nachtgewänder dann ja auch immer liegenbleiben, habe ich noch nie mehr als einen in der Schublade liegen gehabt.
Bin ich daheim, dann wühle ich nach alten T-Shirts, auf denen „Supergirl“ steht, oder auf denen sehr viele bunte Prilblumen abgebildet sind. Und so, mit meiner Brille, mit der mich keiner sehen darf, und den alten T-Shirts, und fleckigen alten Büchern, gehe ich dann zu Bett und träume von einem anderen Leben, ohne Brille, in seidigen Nachthemden, und so fort.
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Auf den Kopfhörern lief nebenbei einer der Trance-Sendern und bügelte meine verworrenen Hirnwindungen platt. Auf einmal stand sie neben mir. In Strapsen und weinrotem Hemdchen. Grundsätzlich nett anzuschauen, wären da nicht die Hauslatschen gewesen. So stelle ich mir osteuropäische Nutten vor. Nylon, Satin und Hauslatschen. Sämtliche Erotik, die sich beim Blick von oben bis Knienähe aufgebaut hatte, fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus.
Ich bin nicht gekommen. Da man als Mann schwer vortäuschen kann, habe ich es auf den Stress bei der Arbeit geschoben, aber das war es nicht.
(Fast hätte ich als Thema "Nachtarbeit" ausgewählt)
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Es war eine völlig verrückte Zeit, und es gab eine Nacht in ihrer Wohnung, die was mit einer eidesstattlichen Erklärung zu tun hatte, die damals jemanden gerettet hat, bevor etwas losbrach, das in Deutschland nichts und niemand stoppen kann; etwas, das vernichten wollte und das nach meinem Willen auch tun sollte, nur diesen einen Typen nicht, der mit Schuld war, aber durch einen verrückten Zufall mir plötzlich gegenüber sass, und da dachte ich, nein, du kriegst nochmal eine Chance, auch wegen ihr, denn du warst dumm, aber ich habe nichts davon, wenn sie dich auch zertreten. Ich half ihm, die Zeilen zu schreiben, und dann sind wir zu ihr und haben es ausgedruckt, in der schwärzersten Nacht, in der schlimmsten Zeit meines Lebens.
Jetzt ist sie in Berlin. Und ich fürchte, dass es ihr nicht allzu gut geht, aber es war nicht viel Zeit, um mit ihr zu reden. Nächste Woche dann...Irgendwann geht sie, sie kommt nochmal und mein Gegenüber interpretiert meinen Blick falsch, in etwa diese Richtung.

Das ist es nicht. Es ist einfach nur ein Fragment meiner Saison in der Hölle, sie könnte davon erzählen, dass die Fiktion im Buch Realität war, so krank und kaputt, dass es letztlich in stark abgemildert Form niedergeschrieben wurde oder gar nicht erst auftauchte.
Man sagt, der Täter kehrt immer an den Ort des Verbrechens zurück, aber was wir damals unternommen haben, war die ultima ratio, Notwehr, wir haben sie gewarnt und es war ihnen egal, also hatten wir keine andere Möglichkeit, als so vorzugehen. Schuld ja, Verbrechen nein, und an den Ort bin ich nicht zurückgekehrt, warum auch, ich war kein Retter, dem man dankt, sondern nur jemand, der nicht blind alles und jeden getroffen hat, den er in dieser speziellen Situation hätte schädigen können. Es war immer noch übel genug.
Vielleicht gibt es nächste Woche einen unbelasteten Neuanfang.
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Somit ist er auf dem Weg, der letzte Brocken für die Präsentation beim Kunden morgen früh. Von unserer Seite aus hatte es schon vor zwei Tagen gepasst, aber ein paar Externe haben Bockmist gebaut. Den Kunden interessiert das weniger, er will eine saubere Vorstellung, die all seine Wünsche umgesetzt zeigt.
Jetzt muss ich irgendwie diesen Adrenalin-Tsunami in mir in geregelte Bahnen leiten, was sich als äußerst schwierig erweist. Die Bilder vom Parkplatz auf meinem Heimweg sind schön. Und beruhigend:


Zum Glück muss ich morgen nicht mit zur Präsentation nach Paderborn. Ich war noch nie dort, aber ich stelle mir die Stadt ähnlich einschläfernd vor wie Rüdiger Hoffmann - nur weniger komisch. Wer will schon freiwillig nach Paderborn? Wenn es nicht Heimatgefühle sind, grad mal gar keiner. Was hat Paderborn eigentlich zu bieten? Ich bin zu müde, um:
a) Google zu fragen
b) mir diesbezüglich Gedanken zu machen.
Ich gehe jetzt ins Bett und wünche Euch was.
Viel Spass Ihr Nachtschwärmer
referral
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i can´t get no sleep
DIE NACHT VON Donnerstag, 17. März 2005

Zack, bumm, alles dunkel, nix geht mehr im Haus und im ganzen Dorf. Back to the roots, wenn auch nur für eine knappe Stunde. Nacht pur. Irgendwie mag ich Stromausfälle.
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Ansonsten wuergt die Woche in entzueckend hoher Schlagzahl auffallend sachdienliche Vorlagen fuer den weiteren Weg zum Misanthropen aus ihrem demaskierenden Alltagsschlund hervor und fuegt die Fragmente auf unterhaltsame Art & Weise, fast spannungsbogenminded, zu Grundlagen fuer ein vorzeigbares, defaetistisches Fundi-Weltbildchen zusammen.
Was fuer ein Leben!
*schallendes Gelaechter*
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dick die Wampe, Leber breit.
Gieß dir noch 'nen Whisky ein,
einer mehr geht auch noch rein.
Kalter Hauch im Dunkelfeld -
Wo hast du dich hingestellt
in den hoffnungsfernen Zonen?
Eiserstarrt zerspringt der Spiegel.
Klirrend stürzt die hohle Form.
So zerbricht das letzte Siegel.
Kalter Hauch im Dunkelfeld -
Wo hast du mich hingestellt
in die hoffnungsnahen Zonen?
Über einem Sternenzelt –
muß ich da nicht selber wohnen?
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